(ots) - KOMMENTAR · ÖKOBAUERN
Zeit für die Agrarwende
Paradox: Die Nachfrage nach Gemüse, Obst und Wurst vom Bio-Bauern
steigt, die Produktion aber kaum noch. Ein Zeichen, dass der
Mechanismus der Marktwirtschaft, das Kräftespiel zwischen Angebot und
Nachfrage, nicht mehr funktioniert. Das ist die Folge verfehlter
Agrarpolitik. Immer noch fließen jährlich mehr als 50 Milliarden Euro
aus dem EU-Haushalt als Subventionen an Landwirte,
Vermarktungsbetriebe und in die Lebensmittelindustrie. Immer noch
zählen Bergbauunternehmen, Brillenfabrikanten oder
Gummibärchenhersteller zu den Begünstigten dieser paradoxen
Verschwendung öffentlicher Mittel. Wer das Geld hatte, bei der
Verteilung der riesigen LPG-Flächen in den Ost-Bundesländern
zuzugreifen, bekommt allein für den Grundbesitz 300 Euro pro Hektar
im Jahr - und 1000 Hektar im Besitz von Unternehmern, die mit der
Landwirtschaft sonst nichts am Hut haben, sind nicht selten. 80
Prozent der Fördermittel fließen an 20 Prozent der Empfänger. Mit
einer Kanzlerin, deren Wahlkreis im Osten liegt, war aber eine
Deckelung der EU-Flächenprämien auf ein sozial verträgliches Maß
bisher nicht machbar. Diese künstlichen politischen Eingriffe tragen
aber ebenso zur Verteuerung der Äcker bei wie die ökologisch
schädliche und wirtschaftlich nutzlose Förderung des Bio-Sprits.
Bio-Bauern erzeugen auf kleiner Fläche mit hohem Arbeitseinsatz
gesunde Ware. Sie erhalten kaum Zuschüsse und können die hohen Kauf-
oder Pachtpreise für Agrarland nicht mehr zahlen. Nach der
Energiewende ist eine Agrarwende überfällig, um eine für Menschen,
Tiere und Umwelt gleichermaßen verträgliche Landwirtschaft zu
fördern.
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