(ots) - Die Berlin-Visite des ukrainischen Präsidenten
Petro Poroschenko findet nicht zufällig am Unabhängigkeitstag des
jungen Landes statt. Der Präsident ist innen- und außenpolitisch
angeschlagen. Seit über einem Jahr tobt ein Krieg in der Ost-Ukraine,
mindestens acht weitere Regionen gelten laut Poroschenko als
ebenfalls von Unruhen und Destabilisierung bedroht. Der Oligarch, mit
Schokolade und Keksen reich gewordene 49-Jährige weiß, ohne starke
Partner wird er seinen Feind nicht aus der Ukraine verdrängen können,
die Wirtschaft des am Rande der Zahlungsunfähigkeit stehenden Landes
nicht verhindern. Während die Mehrzahl der Ukrainer sich eine härtere
Gangart gegenüber Russland wünschen, ist Poroschenko klar, dass er
sich auf die Linie des Westens begeben muss. Vor allem
Bundeskanzlerin Angela Merkel drängt auf die Beibehaltung und
vollständige Umsetzung der Minsker Vereinbarungen. Obwohl Poroschenko
weiß, dass Russland mehr Vorteil davon hat, hat er am Wochenende erst
wieder betont, er werde den Plan von Minsk umsetzen. Doch Berlin
sollte aufpassen, Poroschenko nicht zu sehr zu bedrängen. Merkel und
Hollande sollten eine Änderung der Minsker Vereinbarungen zulassen.
Sonst läuft die EU Gefahr, ihren Partner in Kiew zu verlieren.
Präsident Poroschenko steht unter enormen Druck. Die Ukrainer haben
mehrfach bewiesen, dass Ihre Geduld nicht unendlich ist, dass sie
bereit sind ihre Präsidenten wegzujagen. Die Szenen im Februar 2014 -
als der russlandfreundliche Viktor Janukowitsch über Nacht das Land
verließ - haben gezeigt, dass die Ukrainer auch vor Gewalt nicht
zurückschrecken.
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