(ots) - Nein, im Ruhrgebiet ist nicht alles schlecht. In
vielerlei Hinsicht lebt es sich hier heute besser als vor 30 oder 50
Jahren. Die Luft ist reiner, die Landschaft grüner. Wissenschaft und
Forschung gedeihen, und der Fußball ist hier zu Hause. Nur sind Teile
dieser Landschaft geradezu abgehängt. Städte nehmen Kredite auf, um
Schulden zu bezahlen, die Arbeitslosigkeit liegt im Schnitt bei 10,9
% (Bund: 6,3 %). Viele Regionen in Deutschland blühen auf, diese aber
nicht. Norbert Lammert hat Recht, wenn er sagt, dass sich das Revier
im 21. Jahrhundert nur als Einheit behaupten kann. Noch immer endet
die Sicht vieler Kommunalpolitiker am Kirchturm der eigenen Stadt.
Und es mutet tatsächlich seltsam an, dass sich dieser Ballungsraum,
dessen innere Grenzen vielerorts unsichtbar sind, nicht selbst
verwalten darf. Dagmar Mühlenfeld hat Recht, wenn sie daran erinnert,
dass die Schuldenberge, die Mülheim, Essen oder Oberhausen aus
vielerlei Gründen aufgetürmt haben, ohne Hilfe von außen nie und
nimmer abgetragen werden können. Der Vergleich mit Griechenland ist
gar nicht so abwegig. Das Revier kann sich finanziell offenbar nicht
selbst retten. Über das, was dem Ruhrgebiet gut täte, muss noch
gestritten werden. Der Bundestagspräsident hat diese Diskussion nur
angestoßen. Es wäre schade, wenn dieser "Weckruf" einfach so
verhallen würde.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de