(ots) - Die rot-grüne Landesregierung von
Nordrhein-Westfalen bereitet eine überraschende Kehrtwende in der
Personalpolitik bei der NRW-Polizei vor. Wie die Westdeutsche
Allgemeine Zeitung (WAZ, Samstagausgabe) aus Koalitionskreisen in
Düsseldorf erfuhr, will Innenminister Ralf Jäger (SPD) die Zahl der
Neueinstellungen in diesem Jahr nachträglich um 250 auf den
Rekordwert von dann 1900 neuen Polizeianwärtern erhöhen. Bislang
hatte Jäger zusätzliche Neueinstellungen mit Verweis auf fehlende
Ausbildungskapazitäten strikt abgelehnt.
Offenbar hat der gewaltige Problemdruck zu einem Umdenken geführt.
"Wir müssen etwas tun", heißt es in der Koalition. Neben den
Dauerbrennern Rockern, Salafisten und Neonazis gab es zuletzt
schlechte Nachrichten am laufenden Band. Die Zahl der
Wohnungseinbrüche in den NRW-Großstädten ist gegenüber dem Vorjahr
explodiert. Zudem bekommt Jäger die Debatte über "No-go-Areas" in
Teilen von Duisburg, Essen oder Dortmund nicht in den Griff. Erstmals
hatte die Duisburger Polizei selbst eingeräumt, dass sie das
Gewaltmonopol in bestimmten Straßenzügen an Rocker und Familienclans
zu verlieren droht.
Auch die dramatisch gestiegenen Flüchtlingszahlen in NRW führen zu
immer neuen Anforderungen. Hundertschaft-Beamte, die sonst in
Fußballstadien oder bei Demonstrationen eingesetzt werden, verrichten
nun zur Beschleunigung von Asylverfahren sogar Schreibdienst.
Perspektivisch droht der NRW-Polizei ohnehin eine "Demografiefalle",
weil in den kommenden Jahren eine Pensionswelle rollt.
Nach WAZ-Informationen werden die zunächst abgelehnten Bewerber
für den Polizeidienst derzeit informiert und auf einen zweiten
Einstellungstermin Ende des Jahres hingewiesen. Eigentlich beginnt
die dreijährige Ausbildung bereits kommende Woche. Die Gewerkschaft
der Polizei (GdP) reagierte überrascht auf den Kurswechsel: "Wenn
sich die Hinweise bestätigen sollten, wäre unsere jahrelange
Forderung nach einer deutlichen Aufstockung der Einstellungszahlen
erfüllt", sagte GdP-Landeschef Arnold Plickert der WAZ.
Seit 2011 hatte Rot-Grün bereits die jährlichen Einstellungszahlen
von 1400 auf 1650 hochgeschraubt. Mehr sei wegen fehlender
Streifenwagen, Ausbilder und Polizeischul-Plätze nicht drin, hieß es
bislang.
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