Im Interview mit Leserkanone.de sprach Thriller-Spezialist Siegfried Langer über seine beiden aktuellen Werke, über das geschriebene Verbrechen und über den Wandel des Buchmarktes
(firmenpresse) - Siegfried Langer ist seit einigen Jahren eine Institution in der deutschen Thriller-Landschaft. Nachdem er sich im Frühjahr in dem Roman »Vergelte!« dem Thema der Selbstjustiz widmete, erschien dieser Tage mit »Nachschlag - Ich bin dein Herr und Mörder« ein weiteres bemerkenswertes Buch aus seiner Feder. Im Interview mit der Literaturplattform www.leserkanone.de sprach der Thriller-Experte über die beiden Werke, über das geschriebene Verbrechen und über den Wandel des Buchmarktes.
– Herr Langer, seit vielen Jahren veröffentlichen Sie nun schon Ihre Thriller, schreiben über Gewalt und Brutalität, blicken in die Abgründe des menschlichen Daseins. Was hat dazu geführt, dass Sie ausgerechnet in diesem Genre Ihre Heimat gefunden haben? Was fasziniert Sie an diesem Genre?
Als ich noch »nur Leser« war, haben mich besonders zwei Genres fasziniert; zum einen Science Fiction, zum anderen der Bereich Krimi/Thriller. Ich habe mich dafür entschieden, die Romane zu schreiben, die ich selbst gerne lesen würde.
Warum ich mich nun fast ausschließlich in dem einen der beiden Genres bewege? Ich hatte den Eindruck, die Leserschaft wäre dort größer und ich könnte mit meinen Romanen mehr Menschen erreichen.
– Eigentlich wollten wir Sie ausschließlich zu ihrem Roman »Vergelte!« befragen, doch dann haben Sie uns glatt überrumpelt: Mit »Nachschlag - Ich bin dein Herr und Mörder« tauchte dieser Tage wie aus dem Nichts ein weiteres Buch unter Ihrem Namen auf. Was erwartet den Leser in diesem Roman, und wo kommt er plötzlich her?
Der Roman erschien bereits 2013 und es ist mir gelungen, das Pseudonym geheim zu halten. Nun habe ich die Rechte zurückgekauft und veröffentliche ihn neu unter meinem richtigen Namen. Ich wollte meine Leser damit überraschen und das hat auch geklappt. :-)
Genau wie meine letzten Romane ist auch »Nachschlag« ein Thriller. Allerdings einer, der in einem sehr speziellen Umfeld angesiedelt ist: in der SM-Szene. Dieses Umfeld war der Grund, warum mir damals alle abgeraten haben, den Roman unter meinem eigenen Namen zu veröffentlichen. Außerdem galten zur Entstehungszeit von »Nachschlag« Romane mit dem Thema SM als unverkäuflich. Und man lief Gefahr, in eine Richtung eingeordnet zu werden, die der sonstigen Karriere abträglich war. Tja, und dann kam »Fifty Shades of Grey« ...
Was erwartet sie bei Nachschlag? Eigentlich wollte Björn Tänzer zu einem ruhigen, gemütlichen Angelurlaub aufbrechen, da erfährt er, dass sein Bruder Ole spurlos verschwunden ist. Von der Polizei als ein Fall von vielen abgetan, macht sich Björn auf nach Berlin, um auf eigene Faust nach seinem Bruder zu suchen. Dabei taucht er immer tiefer in das geheim gehaltene Privatleben seines verschlossenen Bruders ein und verstrickt sich schließlich selbst in der abgründigen SM-Szene der Hauptstadt. Bald schon wird ihm klar: Süchtig nach immer extremeren Kicks hat Ole nicht nur mit dem Feuer gespielt, sondern zudem Öl hineingegossen. Ein gnadenloser Wettkampf gegen die Zeit beginnt - Kann Björn seinen Bruder finden und retten?
– Als Thrillerautor müssen Sie nicht nur in die schwärzesten Winkel der menschlichen Seele hineinsehen, sondern diese auch selbst erschaffen. In ihrem anderen aktuellen Roman »Vergelte!« lassen Sie einen Mörder mehrfach zwischen dem Toten und einer Wand hin- und hergehen, um seine Fingerspitzen in Blut zu tauchen und sich anschließend an der weißen Strukturtapete zu verewigen. Wie schafft man es, solche Ideen zu entwickeln, woher nehmen Sie die Inspirationen für die Missetaten, die Sie Ihre Täter vollbringen lassen?
Am Anfang steht immer eine Grundidee. Bei »Vergelte!« war es das Thema »Selbstjustiz«, das mich schon lange sehr beschäftigt und das ich in verschiedenen Facetten beleuchten wollte. Zu dem Roman angeregt haben mich unter anderem die Prozesse um Wolfgang Daschner und um Jörg Kachelmann.
– Mit »Vergelte!« haben Sie ein Buch geschaffen, das von den Leserkanone-Besuchern besonders gut aufgenommen wurde. Diese wählten - Stand heute - Ihr Buch zu einem der zehn besten Thriller, die im Jahre 2015 veröffentlicht wurden. Die guten Noten kamen zustande, obwohl die Leser von Thrillern in der Regel dazu neigen, mit Bestnoten zu geizen und viel kritischer zu sein als etwa die Leserinnen von Young-Adult-Romanen. Ihr Buch hingegen schnitt hervorragend ab. Wie erklären Sie sich selbst, dass Ihr Roman trotz zahlreicher anderer namhafter Veröffentlichungen so herausstechen konnte, was macht den besonderen Reiz daran aus?
Herzlichen Dank dafür! :-) Ich könnte mir vorstellen, dass er - abgesehen von der spannenden Handlung - den einen oder die andere zu Reflektionen zum Thema »das Recht selbst in die Hand nehmen« angeregt hat. Ich habe meine Figuren bewusst so aufgebaut, dass gut und böse sich darin vermischen. Die vermeintlich gute Tat stellt sich später als falsch und tödlich heraus. Opfer werden zu Tätern und Täter zu Opfern. Nichts ist so, wie es im ersten Moment scheint. Genau wie im richtigen Leben.
– Womöglich haben es einige unserer Leser bis dato nicht gewusst: »Vergelte!« ist nach »Leide!« bereits der zweite Band um die Privatdetektivin Sabrina Lampe und den Kommissar Niklas Steg. Was zeichnet die beiden Figuren aus? Was ist das Spezielle, das die beiden von anderen Ermittlerduos unterscheidet? War von Anfang an geplant, sie Teil einer Buchreihe werden zu lassen, oder ist ihr erneutes Auftauchen dem Erfolg von »Leide!« zu verdanken?
Meine beiden Vorgängerromane »Vater, Mutter, Tod« und »Sterbenswort« waren in sich abgeschlossen und für keine Reihe konzipiert.
Sabrina Lampe und Niklas Steg dagegen habe ich tatsächlich von Anfang an so angelegt, dass ich sie als Reihencharaktere fortführen kann. Mit beiden Personen wollte ich Charaktere schaffen, die es so noch nicht gab, also z. B. nicht den hundertsten Ermittler mit Alkoholproblemen. Ich wollte Figuren mit Ecken und Kanten, die ein interessantes Eigenleben führen, sich aber dennoch damit nicht in den Vordergrund drängen. Der jeweilige Fall sollte oberste Priorität haben. Deswegen sind »Leide!« und »Vergelte!« in sich abgeschlossen und man kann sie ohne Schwierigkeiten auch in umgekehrter Reihenfolge lesen. Die Figuren und deren Leben entwickeln sich jedoch und es gibt immer wieder Anknüpfungspunkte an frühere Szenen.
– Wie wird es mit Sabrina Lampe und Niklas Steg weitergehen? Sind bereits weitere Bücher geplant, in denen die beiden dem Verbrechen zu Leibe rücken werden?
Ja. Im Moment schreibe ich an Band 3, er ist zu etwa 60 % fertig.
– Sie veröffentlichten Bücher im List-Verlag der großen Ullstein-Verlagsgruppe, bei einem Kleinverlag, in Eigenregie und zuletzt unter dem Banner von Amazon Publishing, kurzum: Sie haben schon alle Absatzwege »durch«, die ein Autor nutzen kann. Wie kam es dazu, dass Sie sich niemals auf eine Variante festlegten? Haben Sie in den vergangenen Jahren als Autor spezielle Eindrücke gesammelt oder gibt es Vorschläge und/oder Kritikpunkte, die Sie mit Ihren Lesern teilen oder ihnen mitteilen möchten? Was wünschen Sie sich vom deutschsprachigen Buchmarkt und von Ihrer Leserschaft im Speziellen?
Der Buchmarkt hat sich in den letzten fünf Jahren massiver verändert als in den fünfzig Jahren davor. Der früher einzig sinnvolle Weg (die Veröffentlichung bei einem möglichst großen Verlag) ist inzwischen nur noch einer von verschiedenen Möglichkeiten, die zum Ziel führen können.
Ich bin sehr experimentierfreudig und habe bei jedem Roman erneut entschieden, welchen Weg ich damit gehen möchte. Bei »Vergelte!« hat mich z. B. überzeugt, dass Amazon Publishing mir eine Übersetzung ins Englische zugesagt hatte. Der Roman erscheint nun im November unter dem Titel »Reap The Storm«.
Ob ich Wünsche an die Leser habe? Bin nicht ich dafür da, um die Wünsche der Leser zu erfüllen?
– Was können wir von dem Autor Siegfried Langer erwarten, wenn der dritte Auftritt von Lampe und Steg fertiggestellt sein wird? Sind bereits neue Buchprojekte in Planung? Und wird man Sie auch einmal außerhalb des Thriller-Genres erleben können?
Seit etwa drei Jahren beschäftige ich mich gedanklich mit einem Roman, den ich wegen Sabrina Lampe und Niklas Steg immer wieder zurückgestellt habe. Der will endlich aus mir raus! Es wird wieder ein Thriller werden, aber er wird abgedrehter werden als alles andere, das ich bisher geschrieben habe. Aber vorher gibt es noch einen würdigen Nachfolger von »Vergelte!«.
Mal sehen, was die Zukunft nach diesen beiden Projekten so bringt. Lust auf ein anderes Genre hätte ich allemal ...
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