(ots) - Der Deutsche Bundestag will seine IT-Sicherheit
grundlegend verbessern. Nach Informationen von NDR, WDR und
Süddeutscher Zeitung hat die Bundestagsverwaltung die Kommission, die
im Bundestag für Informationstechnik zuständig ist, heute (10.
September) über die geplanten Veränderungen informiert. Unter anderem
soll künftig der Zugriff auf riskante Internetseiten aus dem
Bundestagsnetz nicht mehr möglich sein. Auch bauliche Veränderungen
und die Aufstockung des IT-Personals werden diskutiert.
Der Auftrag zur Planung einer neuen IT-Sicherheitsarchitektur für
den Bundestag ging an die Telekomtochter T-Sytems. Seit mehreren
Monaten analysiert das Unternehmen gemeinsam mit Mitarbeitern der
IT-Verwaltung und des Bundesamtes für Sicherheit in der
Informationstechnik (BSI) das Bundestagsnetzwerk, um Schwachstellen
auszumachen. Diese sollen dann in den kommenden Monaten Stück für
Stück behoben werden. Insgesamt könnten die Maßnahmen bis ins Jahr
2017 andauern. Ãœber die Kosten ist bislang noch nichts bekannt.
Als erste konkrete Maßnahme wird der Bundestag ab der kommenden
Woche eine eigene Sperrliste für verdächtige Internetseiten in
Betrieb nehmen. Insgesamt sollen mehrere 10.000 Seiten künftig nicht
mehr vom Bundestag aus abrufbar sein. Insbesondere solche Seiten, die
Schadsoftware verbreiten oder Besucher ausspionieren, sollen künftig
für die Abgeordneten tabu sein. Die Informationen zu derartigen
Seiten soll das Cyberabwehrzentrum des BSI zuliefern, das eng mit
deutschen Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten zusammenarbeitet.
Auf Druck der Grünen soll diese Liste für die Abgeordneten der
IuK-Kommission (Kommission für den Einsatz neuer Informations- und
Kommunikationstechniken und -medien) einsehbar sein. Personenbezogene
Daten über das Surfverhalten von Abgeordneten sollen von der
Bundestagsverwaltung nicht an Dritte, etwa das BSI, weitergegeben
werden. Am Nachmittag informierte auch Bundestagspräsident Dr.
Norbert Lammert die Abgeordneten in einer Mail über die bevorstehende
Maßnahme.
Als weitere Maßnahmen sind unter anderem Sicherheitsschulungen für
Mitarbeiter, die Aufstockung des IT-Personals und eine Verbesserung
der Angriffserkennungssysteme vorgesehen. Auch wird darüber
diskutiert, das weitverzweigte Bundestagsnetz in Teilen baulich
voneinander zu trennen, um so die Gefahr der Verbreitung von Viren
bei einem neuerlichen Hackerangriff zu verhindern. Zudem steht zur
Debatte, ob die Verwendung von eigener Software und von mobilen
Endgeräten wie etwa von USB-Sticks und Smartphones im Parlakom-Netz
eingeschränkt werden soll.
Unterdessen berichten Teilnehmer der IuK-Sitzung, dass die
Abschaltung des Bundestagsnetzwerks in der Sommerpause erfolgreich
verlaufen sei. Während der Abschaltung wurden zentrale Server
ausgetauscht und Softwarekomponenten erneuert. Dennoch werde das Netz
weiterhin genau überwacht. Aus diesem Grund habe man sich auch
fraktionsübergreifend darauf verständigt, die
Internetverbindungsdaten der Abgeordneten bis zum Jahresende für
einen Zeitraum von drei Monaten zu speichern.
Auch über die Hintergründe des Hackerangriffs wurden weitere
Details bekannt. Nach Informationen des BSI sei der Angriff Ende
April erfolgt und habe nicht ausschließlich dem Bundestag gegolten.
Vielmehr seien mehrere internationale Organisationen von dem gleichen
Trojaner angegriffen worden. Um welche Institutionen es sich dabei
handelt, wurde nicht bekannt.
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