(ots) - Es ist eine Überraschung, für die dieser Papst
andererseits aber eben auch immer gut ist: In seiner Predigt auf dem
Platz der Revolution in Havanna kritisiert Franziskus sehr deutlich
Cliquenwirtschaft und Elitedenken. Der Dienst am Menschen dürfe
niemals ideologisch sein, mahnte der Papst. Damit zeigt sich einmal
mehr, dass sich dieser Papst vor keinen Karren spannen lässt. Dem
Regime der Castros hat er damit ein bemerkenswertes Schnippchen
geschlagen. Eigentlich deutete vieles auf einen Schmusekurs während
der Papstreise nach Kuba und die USA hin. Franziskus wurde als
Vermittler der historischen Annäherung zwischen Havanna und
Washington bejubelt. Seit Juli haben beide Staaten wieder Botschaften
im jeweils anderen Land. Zudem setzte sich der Papst für die
vollständige Aufhebung des seit rund 55 Jahren bestehenden
US-Handelsembargos ein. Für den argentinischen Papst, der angesichts
seiner scharfen Kapitalismuskritik, als Linker wahrgenommen wird,
wäre es ein Leichtes gewesen, sich für seine segensreiche
Vermittlungstätigkeit im Karibikstaat bejubeln zu lassen. Doch als
Diplomat im Namen des Herren sieht sich Franziskus ganz
offensichtlich nicht. Er eckt lieber an. In Kuba macht sich
Franziskus wie von vielen erhofft für mehr Freiheit - nicht nur für
seine Kirche - stark. Eine Begegnung des Papstes mit
Menschenrechtsaktivisten steht zwar nicht auf dem Programm, aber mit
seiner Predigt schickt er mehr als nur Grüße an all diejenigen "die
ich aus verschiedenen Gründen nicht werde treffen können". Was der
Papst vom Wirtschaftssystem der USA hält, hat er unlängst in Bolivien
wissen lassen. Kapitalismus, jedenfalls in seiner unregulierten Form,
gleiche einer "sanften Diktatur". Aber auch eine Clique, die im Namen
einer kommunistischen Ideologie ein ganzes Volk beraubt, ist ihm ein
Dorn im Auge. Denn letztlich treibt Franziskus vor allem eines um:
der Kampf gegen Armut.
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