(ots) - Das Verhältnis zwischen Autofahrern und Menschen
mit Seheinschränkung ist angespannt. Das zeigen die Antworten auf
eine Umfrage unter blinden und sehbehinderten Menschen, die
anlässlich des Internationalen Tages des weißen Stockes von der
Initiative "Woche des Sehens" durchgeführt wurde: "Ich nehme viel
Ungeduld und Aggressivität beim Autofahrer wahr." "Ein Blinder muss
sich auf seine Ohren verlassen, aber das haben die nicht auf dem
Radar." "Mir ist schon zwei Mal ein Rechtsabbieger über den Stock
gefahren!"
Die Probleme fangen schon damit an, dass viele Autofahrer nicht
wissen, woran sie blinde und sehbehinderte Menschen erkennen. Nur ein
Teil der blinden Menschen trägt die bekannten gelben Armbinden mit
den drei schwarzen Punkten, denn man kann sich auch kenntlich machen,
indem man den weißen Stock benutzt oder mit einem Blindenführhund im
Führgeschirr unterwegs ist.
Sobald der Fahrer einen blinden oder sehbehinderten Menschen
sieht, muss er sein gewohntes Verhalten anpassen. Beispielsweise hat
es sich auf vollen Straßen eingebürgert, dass Autofahrer und
Fußgänger den knappen Raum mit wenig Abstand nutzen. Wer aber beim
Rechtsabbiegen kurz vor einem blinden Fußgänger "noch schnell
durchschlüpft", kann diesem einen riesigen Schrecken einjagen.
Der Hörsinn ist für blinde und sehbehinderte Menschen von enormer
Bedeutung. Deshalb ist es sehr ärgerlich, wenn Autos mit laufendem
Motor oder besser noch voll aufgedrehten Boxen "nur kurz" auf dem
Gehweg abgestellt werden und eine Orientierung unmöglich machen. Auf
der anderen Seite müssen sich die Fahrer von Elektromobilen im Klaren
sein, dass ihre Autos für blinde Menschen sozusagen unsichtbar sind
und sie deshalb eine besondere Verantwortung tragen.
Ein weiteres Problem sind Hindernisse, die auf den Gehweg ragen,
beispielsweise die geöffnete Heckklappe eines Transporters oder
Balken auf einer Ladefläche. Wer einen weißen Langstock benutzt,
pendelt mit diesem über den Boden und bekommt deshalb die
hochgefahrene Ladebühne eines LKWs erst dann mit, wenn er
hineingelaufen ist.
Bitte nicht auf dem Gehweg parken, bitte Fußgängerüberwege nicht
blockieren, bitte nicht hupen ...Die Liste ließe sich beliebig lang
fortsetzen. Die zehn am häufigsten genannten Wünsche blinder und
sehbehinderter Menschen an die Autofahrer finden Sie unter
www.woche-des-sehens.de/autofahrer
Verkehrspolitische Forderungen der Selbsthilfeorganisationen
blinder und sehbehinderter Menschen unter www.gfuv.de
15. Oktober: Internationaler Tag des weißen Stockes
Im Jahr 1964 wurde vom US-Kongress eine Resolution in Kraft
gesetzt, die den 15. Oktober zum White Cane Safety Day (übersetzt
ungefähr: "Verkehrssicherheitstag des weißen Stockes") erklärte. Mit
seiner umgehenden Proklamation unterstützte der damalige Präsident
der Vereinigten Staaten, Lyndon B. Johnson, das Streben blinder
Menschen nach mehr Selbstständigkeit.
Der Tag des weißen Stockes entwickelte sich schnell zum weltweiten
Aktionstag der blinden Menschen. Seit dem Jahr 2002 ist der 15.
Oktober in Deutschland zugleich der Abschlusstag der Woche des
Sehens. Nach deutschem Recht ist ein Mensch blind, wenn er auf dem
besser sehenden Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr
als 2 Prozent von dem sieht, was ein Mensch mit normaler Sehkraft
erkennt. Wenn man weniger als 5 Prozent sieht, gilt man als
hochgradig sehbehindert. Auch viele hochgradig sehbehinderte Menschen
sind auf den weißen Stock angewiesen. Mehr Informationen unter
www.weisser-stock.de
Woche des Sehens
Die Woche des Sehens wird getragen von der
Christoffel-Blindenmission, dem Deutschen Blinden- und
Sehbehindertenverband, dem Berufsverband der Augenärzte, dem
Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen
Ophthalmologischen Gesellschaft, dem Deutschen Verein der Blinden und
Sehbehinderten in Studium und Beruf sowie der PRO RETINA Deutschland.
Unterstützt wird sie darüber hinaus von der Aktion Mensch und der
Carl Zeiss Meditec AG.
Unser Service: Weiteres Bildmaterial zum Thema sowie zur Woche des
Sehens finden Sie unter:
http://www.woche-des-sehens.de/infothek/presse/bildmaterial/
Pressekontakt:
Patrick Taube
Pressesprecher der Woche des Sehens
c/o Christoffel-Blindenmission Deutschland e.V.
Telefon: (0 62 51) 1 31-2 84
E-Mail: presse(at)woche-des-sehens.de