(ots) - Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat vor
rechtsradikalen Tendenzen im deutschen Protestantismus gewarnt. "Wie
sich Teile der evangelikalen Bewegung mit der politischen Rechten
verbinden und dabei die Grenzen zum Rechtsextremismus ausfransen
lassen, das beunruhigt mich sehr", sagte Schneider dem "Kölner
Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe). Wer Verständnis für Hetzparolen
gegen Flüchtlinge, ja sogar für Steinewerfer und Brandstifter mit dem
verharmlosenden Argument begründe, man müsse die Sorgen der Menschen
ernst nehmen, "der gebraucht eine verhüllende Sprache", monierte
Schneider. Auch die Redensart, "die Politik weiß ja gar nicht mehr,
was das Volk wirklich denkt", sei mit einer unausgesprochenen
Legitimation verbunden "für Leute, die Probleme mit Gewalt lösen
wollen".
Schneider lobte die "unnachgiebige, unerbittliche Abgrenzung gegen
Rechtsradikalismus" von Bundespräsident Joachim Gauck, aus dessen
Hand der Theologe an diesem Donnerstag (01.10.) mit dem Großen
Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband ausgezeichnet wird,
einer hohen Stufe des Verdienstordens der Bundesrepublik. Schneider
sagte, darin komme für ihn zum Ausdruck, "dass es für den Staat von
Belang ist, was die Kirchen tun". Darüber freue er sich.
Schneider ließ erkennen, dass er nicht mit einer zweiten Amtszeit
Gaucks rechnet. Als Mieter von Gaucks Berliner Privatwohnung gehen
seine Frau Anne und er nach eigenen Worten davon aus, dass 2016
"wahrscheinlich ein Umzug ansteht". 2017 endet die fünfjährige
Amtsperiode des Bundespräsidenten.
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