(ots) - Durch die hohe Nachfrage in den vergangenen
Monaten sind die Preise von Wohncontainern für Flüchtlinge explodiert
und haben sich teils vervielfacht. Das ergaben Recherchen von NDR
Info in fast 20 Kommunen und Bundesländern, vor allem in
Norddeutschland. Kommunen bezeichnen die Preispolitik mancher
Container-Hersteller und Händler als "frech", "unanständig" und
"verantwortungslos". Weil zudem die Lieferzeiten für Container oft
auf sechs bis acht Monate gestiegen sind, weichen Städte und
Gemeinden inzwischen auf teure, aber nachhaltigere Alternativen aus,
was ihre Haushalte aber zusätzlich belastet. Dabei seien die Kassen
der Kommunen durch die hohe Zahl der unterzubringenden Flüchtlinge
bereits "bis an die Oberkante ausgelastet", so der Sprecher des
Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes, Thorsten Bullerdieck:
"Eine schwarze Null ist für fast keinen mehr zu realisieren, in
diesem und wahrscheinlich auch im nächsten Jahr."
Besonders drastische Erfahrungen machte das niedersächsische
Wunstorf bei einer Ausschreibung im April. Ein Händler hatte den
Preis von Mietcontainern für eine Flüchtlingsunterkunft innerhalb
weniger Monate auf knapp 500.000 Euro verdreifacht, andere Bieter
lagen noch darüber. Stadtsprecher Hendrik Flohr bezeichnete es als
"verantwortungslos, dass versucht wird, aus dieser Situation im
Moment derartig Kapital zu schlagen". Auch der Niedersächsische
Städte- und Gemeindebund berichtet von Steigerungen um das Fünf- bis
Zehnfache und "unverschämten Preisen", so Sprecher Bullerdieck. Es
gebe schwarze Schafe mit "frechen" Angeboten weit über normalen
Marktpreisen, sagte eine Sprecherin der Hansestadt Lübeck, weshalb
man versuche, Containerbauten zu vermeiden: "Wir werden nicht zu
horrenden Preisen abschließen, wir lassen uns nicht unter Druck
setzen". Auch Hannover registrierte stark erhöhte Preise bei
einzelnen Firmen, es gebe aber noch "faire Angebote". Städte wie
Hamburg und das nahegelegene Norderstedt haben sich über
Rahmenverträge mit Herstellern stabile Preise gesichert. Niederkassel
nahe Bonn und Immenstaad am Bodensee berichteten von
Preissteigerungen um 50 Prozent innerhalb kurzer Zeit. Einer der von
Kommunen genannten Hersteller, die fränkische KB Container, räumte in
einem konkreten Fall eine Erhöhung um ein Drittel innerhalb eines
Jahres ein und begründete dies unter anderem mit gestiegenen Kosten.
Zudem schrieb der Geschäftsführer der Firma auf Anfrage von NDR Info:
"Der zu erzielende Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage.
Sicher ist die Nachfrage im Moment sehr hoch."
Wegen der Preisexplosion und langer Lieferzeiten von oft sechs bis
acht Monaten für Container weicht man vielerorts inzwischen auf
Alternativen aus. Hannover und Pinneberg etwa planen Unterkünfte in
Holzbauweise, die auch länger und flexibler nutzbar seien. Preislich
gebe es dabei kaum mehr einen Unterschied, heißt es aus dem
schleswig-holsteinischen Amt Itzstedt, das sich ebenfalls für einen
Neubau in Holz entschieden hat. Auch Bremen erwägt, von
Stahlcontainern auf Holzrahmenbau umzusteigen. Wunstorf will jetzt
unter anderem Ferienwohnungen anmieten. Kommunen wie Pinneberg, Mölln
oder Kaltenkirchen finden noch bezahlbare Mietwohnungen. Andere
versuchen, mit der Nutzung leer stehender Altenheime oder
Gewerbegebäude den ursprünglich erwogenen Bau von
Containerunterkünften zu vermeiden.
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