(ots) - Als die Taliban vergangene Woche die Stadt
Kundus überrannten, war es, als hätten sie gleichzeitig die Spuren
der vergangenen zwölf Jahre weggewischt: Zwölf Jahre, nachdem die
ersten deutschen Soldaten in der Provinzhauptstadt eintrafen, ist
wieder alles wie vorher. Auch wenn diese Behauptung nicht ganz
zutrifft, so machen die jüngsten Kämpfe doch deutlich, dass die
ISAF-Mission, Voraussetzungen für ein stabiles, demokratisches
Afghanistan zu schaffen, nie erfüllt wurde. Der Abzug der Bundeswehr
war eine politische Entscheidung, die nichts mit der militärischen
Realität vor Ort zu tun hatte. Noch während die deutschen Soldaten
ihre Sachen im Feldlager zusammenpackten, sammelten die Taliban ihre
Kräfte, um die Region zurückzuerobern. Es fällt schwer zuzugeben,
dass ein Einsatz, der so viel Ressourcen und Menschenleben gekostet
hat, umsonst gewesen sein soll. Es ist verständlich, dass jetzt die
positiven Resultate betont werden. Das beste Ergebnis wäre aber wohl,
dass ein solches Himmelfahrtskommando, wie es der Militäreinsatz in
Afghanistan war, nicht wieder vorkommt.
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