(ots) - Wer den Begriff "Gutmensch" als Schimpfwort
gebraucht, Journalisten als Mitglieder der "Lügenpresse" verunglimpft
und Regierungsmitglieder für "Volksverräter" hält, der hängt die
Kanzlerin und den Vizekanzler auch schon mal symbolisch an den
Galgen. Insofern bleiben sich die Pegida-Demonstranten treu. Der
neuerliche Vorfall ist kein Ausrutscher, sondern passt ins Bild; er
macht eines ganz deutlich: Bei den Protesten in Dresden handelt es
sich eben nicht um eine Ansammlung "besorgter Bürgerinnen und Bürger,
deren Ängste und Sorgen" man ernst nehmen muss. Sondern um einen
Auflauf aggressiver, fremdenfeindlicher Pöbler ohne jegliches
Mitgefühl. Wer da mitläuft, muss wissen, auf wen und was er sich
einlässt - rausreden kann sich hinterher niemand. Leider löst diese
Feststellung nicht das Problem: Für die Hetzer in Dresden kommt wohl
jede Aufklärungskampagne um Jahre zu spät, und auch in vielen anderen
Städten und Gemeinden verrohen die Sitten, sind die Fronten verhärtet
- zwischen denen, die die Flüchtlinge willkommen heißen, und
denjenigen, die die Fremden für Asylschmarotzer halten. Besonnene
Stimmen, die vor den Problemen durch den Flüchtlingszustrom warnen,
ohne gleich auf die "Ausländer raus"-Pauke zu hauen, drohen dabei
unterzugehen. Dabei kommt es jetzt genau darauf an: die Aufgabe so
nüchtern wie möglich anpacken, nicht weiter Ängste schüren, aber auch
nicht in wohlfeile Sozialromantik abdriften. Die Flüchtlinge kommen,
viele von ihnen werden bleiben, damit müssen wir umgehen. Wer sie gar
nicht erst ins Land lassen will, flüchtet vor der Verantwortung, der
sich das (einfluss-)reiche Deutschland stellen muss. Und der Dresdner
Galgen? Ist ab sofort ein Fall für die Juristen.
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