(ots) - Wir Deutschen tun manchmal so, als wären wir
grundsätzlich und immer die Guten. Sind wir aber nicht. Das lehrt die
Geschichte und auch die Sportgeschichte. Oft, allzu oft zeigen wir
erst mit dem Finger auf Korruption, Doping und mafiöse Zustände - und
dann kristallisiert sich heraus, dass auch Deutsche dopen, dass auch
Deutsche schmieren, dass auch Deutsche mächtig mauscheln. Eines der
markantesten Beispiele ist zweifelsfrei Aufstieg und Fall von Jan
Ullrich. Erst wurde er zum Rad-Heroen gemacht und sein Team Telekom
zum Musterteam. Nach der Überführung wurde Ullrich direkt in die
Hölle geworfen und ist heute gebrandmarkt bis zum Lebensende - mit
Berechtigung. Doch dass auch bei Ullrich und Co. nicht alles sauber
lief, ja laufen konnte, war durchaus absehbar. Und so ist es wenig
überraschend, dass jetzt auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB)
tangiert scheint. Schon lange waberten Gerüchte durch die
Fußballwelt, mal lauter und mal leiser, dass jenes eine Stimmchen
Vorsprung, das bei der Verkündung 2006 "Deutschland" auf den
WM-Zettel zauberte (damals sehr zum Missfallen von Sepp Blatter),
vielleicht irgendwie seltsam zustande gekommen wäre. So schön das
Sommermärchen auch war: Man muss den Wahrheiten ins Auge sehen, dass
in Funktionärswelten andere Gesetze herrschen. Die
Gibst-du-mir-geb-ich-dir-Mentalität ist weit verbreitet. Ob mit durch
und durch fairen und sauberen Mitteln eine Großmeisterschaft
überhaupt noch zu ergattern ist, scheint 2015 mehr als fraglich -
genauso wie ein Olympiasieg in mancher Disziplin. Die Einschätzung
ist kein Vorwurf und auch keine Vorverurteilung, sondern nur eine
nüchterne Betrachtung der Welt, in der wir leben. Bisweilen braucht
es eine Portion mehr Misstrauen, bisweilen aber auch eine Portion
mehr Vertrauen - auch und gerade in Deutschland.
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