(ots) - Kapitalabzug aus Schwellenländern in vollem Gange
Berlin/Frankfurt, 21. Oktober 2015 - Die jüngsten
Börsenturbulenzen sind für den Anlagestrategen der französischen
Investmentgesellschaft Carmignac, Didier Saint-Georges, ein klares
Signal dafür, dass die extrem laxe Geldpolitik der Notenbanken an
ihre Grenzen stößt. "Die Kursverluste im Spätsommer belegen, dass die
Notenbanken in einer Falle stecken und jetzt der Moment der Wahrheit
naht", erklärte Saint-Georges im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin
'Capital' (Ausgabe 11/2015, EVT 22. Oktober). Fünf Jahre mit Zinsen
nahe Null und massiven Anleihekäufen hätten zwar die Kurse klettern
lassen, der Wirtschaft aber nicht geholfen. Anleger hätten die ganze
Zeit darauf vertraut, dass schlechte Konjunkturnachrichten eigentlich
gute Nachrichten für die Märkte sind, da sie für mehr geldpolitische
Unterstützung durch Zentralbanken sorgten. "Dieser Mechanismus ist
nun außer Kraft gesetzt", so der Anlagestratege gegenüber 'Capital'.
Die zurückliegenden sechs guten Börsenjahre verdankten die Anleger
eigentlich "einer massiven Manipulation durch die Notenbanken".
Allmählich würden Anleger wie auch die Notenbanken merken, dass "ihre
lockere Geldpolitik Nebenwirkungen wie Blasen in manchen
Anlageklassen erzeugt, die sich nicht ewig ausdehnen können". Dies
habe zu "gigantischen Fehlallokationen von Kapital etwa im
Rohstoff-Sektor" geführt. Merkwürdig sei, dass auch jetzt kaum jemand
zugibt, dass "wir auch jetzt nicht wissen, was hinter der Tür ist,
durch die wir durch müssen: das Ende der Aufkäufe".
Das von China ausgehende Risiko sieht Saint-Georges nicht allein
in einer möglichen Konjunkturschwäche. Es bestehe auch in dem
drohenden Abzug von Kapital, das renditehungrige Investoren in den
vergangenen Jahren vor allem in China und in anderen Schwellenländern
investiert haben. "Das sind die Geister, die die Fed mit ihrer 2009
gestarteten Geldschöpfung gerufen hat", sagte er im
'Capital'-Interview.
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