(ots) - Angriff auf Umweltschutzstandards vor
Uno-Klimagipfel / VW wird versuchen, einen Teil der Belastungen bei
den Zulieferern wieder reinzuholen
Berlin, 21. Oktober 2015 - Der Chef des österreichischen
Stahlkonzerns und Automobilzulieferers Voestalpine, Wolfgang Eder,
macht für die Abgas-Manipulationen bei VW auch die strengen
Abgasvorschriften für die Branche verantwortlich. "Ich glaube, dass
sowohl auf der Seite der Politik wie teilweise auch in der Industrie
die Ambitionen in den vergangenen Jahren über das technisch Machbare
hinausgegangen sind", sagte Eder dem Wirtschaftsmagazin 'Capital'
(Ausgabe 11/2015, EVT 22. Oktober). Viele Emissionsstandards seien
"an Schreibtischen von Theoretikern auf der Basis von Idealmodellen
entworfen worden", sagte er weiter.
Nach Eders Einschätzung wird die Volkswagen-Affäre auch
Auswirkungen auf Voestalpine und andere Zulieferer des Wolfsburger
Konzerns haben. "Wahrscheinlich wird VW versuchen, einen Teil der
Belastungen durch Kostensenkungen bei seinen Zulieferern wieder
reinzuholen", sagte er. Zugleich erwarte er aber, dass sich VW "nach
einigen Monaten an Schockbewältigung" schnell wieder fangen werde.
Verglichen mit den drohenden Strafzahlungen und
Schadenersatzforderungen werde der Schaden im operativen Geschäft für
Volkswagen "eher überschaubar" sein, sagte Eder. Im Automobilbereich
sei die Markenbindung "in der Regel sehr hoch".
Mit Blick auf den Uno-Klimagipfel in Paris in wenigen Wochen
rechnete Eder im 'Capital'-Interview auch mit den CO2-Emissionszielen
der Europäischen Union ab. Diese seien "technisch und kostenmäßig
utopisch", sagte der Voestalpine-Chef, der auch Präsident des
Weltstahlverbands ist. "Der Klimaschutz ist zum Religionskrieg
ausgeartet. Jede Seite hat ihre Glaubenssätze, ihre Systeme und
Studien. Das sind Parallelwelten, die sich kaum aufeinander
zubewegen." In Paris müssten die Staaten endlich weltweit
verbindliche Standards festlegen. Wenn dieses Ziel scheitere, müsse
"Europa seine Rolle als Vorreiter überdenken", forderte Eder.
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