(ots) - Große Umfrage: Nach VW-Skandal untersucht 'Capital'
die Kontrollstrukturen in den größten börsennotierten Unternehmen in
Deutschland
Berlin, 21. Oktober 2015 - In Dax-Konzernen werden jedes Jahr
mehrere Tausend mutmaßliche Verstöße gegen Gesetze oder interne
Compliance-Vorschriften gemeldet. Das ist das Ergebnis einer Umfrage
des Wirtschaftsmagazins 'Capital' (Ausgabe 11/2015; EVT 22. Oktober)
unter den größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Nach
dem VW-Skandal hatte 'Capital' allen Dax-Konzernen - mit Ausnahme von
VW - einen umfangreichen Fragenkatalog zu ihren internen
Compliance-Regeln und -systemen geschickt. Von den 29 angefragten
Konzernen antworteten 21 mehr oder weniger ausführlich, immerhin
sieben Unternehmen machten konkrete Angaben zu gemeldeten Fällen und
den Konsequenzen für betroffene Mitarbeiter.
So liefen 2014 über weltweite interne Melde-Systeme und Hotlines
bei BASF, Daimler, der Deutschen Telekom, dem Energiekonzern EON,
Henkel, dem Pharmaunternehmen Merck und dem Sportartikelhersteller
Adidas knapp 1.600 Beschwerden und Meldungen über mutmaßliche
Verstöße auf. Siemens antwortete zwar nicht auf die
'Capital'-Anfrage, veröffentlicht die Zahlen aber im jährlichen
Compliance-Bericht: Dort wurden im vergangenen Geschäftsjahr 653
mutmaßliche Verstöße gemeldet. Alle detaillierten Angaben finden sich
in der neuen Titelgeschichte von 'Capital' und auf capital.de.
Von diesen insgesamt mehr als 2.200 Meldungen stellten sich meist
zwischen einem Drittel und der Hälfte der Beschwerden als stichhaltig
heraus - diese wurden dann nach Angaben der Unternehmen intensiver
geprüft. Bei diesen Prüfungen erwiesen sich in der Regel wiederum die
Hälfte der Eingaben als zutreffend und wurden nach Angaben der
Unternehmen disziplinarisch geahndet.
Nur zwei der angefragten Unternehmen machten auch Angaben über die
Konsequenzen: So verloren 2014 aufgrund eines Gesetzes- oder
Compliance-Verstoßes bei Henkel 26 Mitarbeiter weltweit ihren Job, 20
weitere erhielten eine Abmahnung. Beim Siemens-Konzern wurden 2014
114 Mitarbeiter abgemahnt, 50 erhielten die Kündigung.
Alle Konzerne, die sich an der Umfrage beteiligten, gaben an,
Anlaufstellen für anonyme Whistleblower geschaffen zu haben. In neun
der 21 antwortenden Unternehmen berichten die Chief Compliance
Officer nicht nur einem Vorstandsmitglied oder dem Vorstandschef,
sondern zusätzlich auch dem Aufsichtsrat. Während einige Unternehmen
wie Telekom oder ThyssenKrupp ihre Kontrollstrukturen sehr
ausführlich erklärten, schickten Unternehmen wie Linde oder
HeidelbergCement nur wenige allgemeine Zeilen. Auch die von Skandalen
erschütterte Deutsche Bank antwortete auf keine der insgesamt elf
Fragen präzise. Keine Angaben zu ihren internen Kontrollsystemen
machten auf Anfrage die Unternehmen Siemens, Bayer, Continental,
Infineon, K+S, RWE, SAP und Beiersdorf.
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Jenny von Zepelin, Redaktion 'Capital',
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