(ots) - Der ehemalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich
Genscher hält die Lage in Europa für gefährlich angespannt. "Es ist
so ernst, dass es mir notwendig erscheint, dass wir einen neuen
Anfang machen", mahnt er. Demokratie? Solidarität? Frieden? "Im
Dialog" mit Michael Krons zieht der 88-Jährige eine deprimierende
Bilanz der letzten Jahre.
Er könne auch größere Konflikte bis hin zu kriegerischen
Auseinandersetzungen wie in der Ukraine nicht ausschließen, sagte
Genscher weiter. Die Ukraine-Krise habe gezeigt, dass zu wenig
Rücksicht auf die besondere Sensibilität einzelner Länder genommen
werde, so der FDP-Politiker, der zu Zeiten der Wiedervereinigung
schwierigste Verhandlungen mit seinen russischen Kollegen geführt
hat. "Das Eingehen auf die Empfindungen meines Nachbarn ist von
entscheidender Bedeutung für mein eigenes Vorgehen", sagt er in
gewohnt diplomatischer Art.
Mit Blick auf die "Charta von Paris" vom 21. November 1990, bei
der sich 32 Staaten in Europa und die USA und Kanada auf die Ziele
Demokratie, Solidarität und Frieden verpflichtet haben, fällt sein
Urteil hinsichtlich der vergangenen 25 Jahre vernichtend aus.
Auch das eigene Land schont er nicht: Die Euphorie der deutschen
Wiedervereinigung und des Zusammenwachsens in Europa mit dem Ende des
Ost-West-Konflikts vor 25 Jahren sei tiefen Gräben und neuem
Misstrauen gewichen. Er verlange einen Neustart im Bemühen um Frieden
und Demokratie in Europa.
Zur Person: Hans-Dietrich Genscher, geb. am 21. März 1927, war von
1969 bis 1974 Bundesinnenminister, und von 1974 bis 1992 fast
ununterbrochen Außenminister und Vizekanzler der Bundesrepublik.
Pressekontakt:
phoenix-Kommunikation
Pressestelle
Telefon: 0228 / 9584 192
Fax: 0228 / 9584 198
presse(at)phoenix.de
presse.phoenix.de