(ots) - Die Befürchtungen, die es vor 60 Jahren bei der
Wiederbewaffnung gab, sind nicht eingetreten. Durch die Bundeswehr
ist Deutschland nicht zur Bedrohung für seine Nachbarn geworden. Im
Gegenteil. Die Bundeswehr war von Beginn an eine Kooperationsarmee
und diente dem gemeinsamen Schutz der demokratischen Staaten Europas.
Allerdings, mit der Grundentscheidung zur Einbettung in den Westen
und die Nato wurde Deutschland wieder Frontgebiet im Kalten Krieg.
Diese Sorge war berechtigt, auch wenn man sich fragen muss, wohin die
Alternative - Neutralität - geführt hätte. Die Bundeswehr ist auch
kein Staat im Staate geworden, wie manche befürchteten. Niemals haben
Offiziere der Bundeswehr versucht, gegen die Politik zu handeln. Das
Prinzip des Bürgers in Uniform und die innere Führung waren
Konsequenzen aus dem unseligen Kadavergehorsam, mit dem die Wehrmacht
Hitlers wahnwitzige Eroberungsfantasien umgesetzt und seine
Vernichtungsorgien unterstützt hatte. Reste dieser Vorgängerarmee,
die zu Beginn naturgemäß noch sehr stark waren, wurden nach und nach
entfernt, im Personal, aber auch in den Symbolen. Heute heißen viele
Kasernen nach Widerstandskämpfern. Auch chauvinistische
Großdeutschland-Allüren sind durch die Bundeswehr nicht verstärkt
worden, auch nicht nach der Wiedervereinigung, als die Volksarmee
dazu kam. Ihr Status als Parlamentsarmee - jeder Auslandseinsatz muss
genehmigt werden - stand und steht einer solchen Orientierung
entgegen, vor allem aber die in den 60 Jahren des Bestehens der
Bundeswehr entwickelte Kultur der militärischen Zurückhaltung. Sie
ist weiterhin gemeinsame Grundhaltung der Bevölkerung und der
Politik. Und auch der Soldaten. Freilich, und hier zeigt sich eine
Kehrseite, haben sich die Zeiten geändert. Angesichts
unübersichtlicher Sicherheitslagen und asymmetrischer Bedrohungen
gibt es neue Herausforderungen, auf die die deutsche Armee höchst
unzureichend vorbereitet ist. Der Kalte Krieg, in dem es zum Glück
nie Einsätze gab, hatte die Bundeswehr träge und teilweise sogar
beamtisch gemacht. In der Zeit danach wurde sie dann in Erwartung
einer "Friedensdividende" regelrecht geplündert. Reformen, die sie
auf die neue Zeit einstellen, sind erst sehr spät formuliert und
bislang unzureichend umgesetzt worden. Die Bundeswehr muss in Zukunft
eine Armee sein, die in gemeinsamen internationalen Einsätzen hilft,
Konflikte zu lösen und Länder zu stabilisieren. Das hat fast immer
eine zivile, aufbauende Komponente, erfordert aber auch eine robuste
Ausrüstung. Um solche komplexen Einsätze zu bestehen, müssen die
Soldaten optimal ausgestattet sein. Und optimalen politischen
Rückhalt haben. Wenn schon raus, dann konsequent und nachhaltig
wirkend. Von einem solchen Status ist die Bundeswehr derzeit noch ein
gutes Stück entfernt.
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