(ots) - Der Islamwissenschaftler und Nahostexperte Michael
Lüders hat angesichts der Terroranschläge in Paris nachdrücklich vor
einem verstärkten militärischen Eingreifen des Westens gegen den
sogenannten islamischen Staat (IS) in Syrien und dem Irak gewarnt.
"Der IS hat eine klare Strategie, sucht den Showdown mit den
westlichen Gesellschaften und will, dass wir Geiseln der Angst
werden. Der IS will die Europäer in einen Bodenkrieg zwingen und
hofft, dass die Nato so unbedacht ist, mit Bodentruppen in diese
Länder hineinzugehen", erklärte Lüders in der Sendung Unter den
Linden im Fernsehsender phoenix und fügte hinzu: "Wenn das geschehen
sollte, hat der IS genau das erreicht, was er erreichen wollte und
kann sich als Märtyrerbrigade stilisieren, die dem westlichen
Imperialismus die Stirn bietet".
Was sich in Paris am Freitag ereignet habe, "ist eine neue
Dimension des Terrors". Erstmals sei eine europäische Metropole
gezielt von Selbstmordattentätern heimgesucht worden, die nichts
anderes im Sinn gehabt hätten, als möglichst viele Menschen zu töten.
"Aber wir sollten uns sehr davor hüten, den Terroristen den Gefallen
zu tun, mit einer Kriegsrhetorik nun aufzurüsten", erklärte Lüders.
Den IS zu bekämpfen werde Jahre dauern, war der Nahostexperte
überzeugt. Um die Terroristen zu isolieren und ihnen ihre Geldquellen
zu entziehen, sei es notwendig, die internationalen Fehler der
Vergangenheit und Gegenwart aufzuarbeiten. "Wir müssen uns in der
Außenpolitik endlich einmal ehrlich machen", meinte Lüders. Die USA
hätten im Nahen Osten Chaos hinterlassen und es gebe immer noch
Staaten, die mittelbar - wie die Türkei - mit dem IS Geschäfte
machten. "Man muss sich nicht mit allen Verbrechern dieser Welt ins
Bett legen", so Lüders weiter.
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