(ots) - Donald Trumps Hetze gegen eine ganze
Religionsgruppe appelliert an die niedersten Instinkte. Sie ist
verwerflich, weil sie das Klima im Inneren der Einwanderer-Nation
vergiftet. Aber auch gefährlich für die Auseinandersetzung mit
Extremisten wie denen des IS. Trump betreibt deren Geschäft. Nichts
wünschen sich die Kalifats-Krieger sehnlicher als einen Kampf
zwischen den Kulturen; am besten noch mit westlichen Truppen im
Mittleren Osten. So unerträglich die Äußerungen des blondierten
Rechtspopulisten auch sein mögen, so scheinheilig und panisch kommen
nun die Distanzierungsversuche der Republikaner daher. Das Problem
ist nicht nur Donald Trump, sondern die moderne Republikanische
Partei, in der "moderat" zum Schimpfwort geworden ist. Als Trump
vorschlug, eine Mauer entlang der 2000 Meilen langen Grenze zu Mexiko
zu bauen, gab es Beifall. An der Gleichsetzung von Mexikanern mit
Vergewaltigern und Drogenhändlern störte sich auch kaum jemand in
einer Partei, deren weiter rechts stehende Kandidaten so schon seit
Jahren reden. Ein paar wenige widersprachen, als Trump den zwölf
Millionen Einwanderern ohne Papieren mit Deportation drohte. Eher
verhalten fiel die Kritik auch aus als "The Donald" die Muslime ins
Visier nahm. Anti-islamische Sprüche gehören so selbstverständlich zu
den Wahlkampfreden republikanischer Kandidaten wie Sternenbanner und
patriotische Lieder. Nach Paris überboten sich die Wortführer der
Republikaner in Panikmache. Jeb Bush kam als Erster auf die Idee, mit
einer Art Religionstest entscheiden zu lassen, wer ins Land kommen
darf und wer nicht. Klar, dass die Abgrenzung zu Trump schwerfällt,
wenn man selber vorschlägt, muslimische Witwen aus Syrien abzuweisen,
während christliche willkommen geheißen werden sollen. Der
jung-dynamische Marco Rubio gab nicht minder tiefe Ressentiments zu
erkennen, als er kategorisch forderte, überhaupt keine Flüchtlinge
mehr aus dem Mittleren Osten aufzunehmen. Oder Ben Carson, lange Zeit
Nummer zwei im Bewerberfeld, der keinen Muslim als Präsident sehen
möchte. Klar, dass die Forderung Trumps nach einer Registrierung
aller Muslime in den USA irgendwie bekannt klingt. Dass er nun
überhaupt keine Muslime mehr ins Land lassen möchte, spricht einem
signifikanten Teil der Basis aus dem Herzen. Laut
Meinungsforschungsinstitut "PPP" findet fast jeder dritte
Republikaner, der Islam sollte in den USA illegal sein. Der Aufschrei
der Parteivorderen dürfte mehr ein Erschrecken über den Geist sein,
den sie schon vor Jahren aus der Flasche gelassen haben und nun nicht
bannen können. Den Korken öffnete tragischerweise einer der
respektiertesten Republikaner, der sich von Folter bis Einwanderung
immer wieder als Stimme der Vernunft zu Wort meldete: John McCain.
Der erkor die schrille Sarah Palin bei den Präsidentschaftswahlen
2008 zu seinem "Running Mate" und machte den Rechtspopulismus damit
hoffähig. Seitdem marschiert die Tea-Party durch die Institutionen
der Partei. Das Repräsentantenhaus wimmelt von "Mini"-Palins und
"Mikro"-Trumps. Genügend, um Speaker John Boehner, Republikaner der
alten Schule, den Bettel hinschmeißen zu lassen. Im Senat schritt die
Radikalisierung weniger schnell voran, hat aber mit Ted Cruz auch
schon ein wortgewaltiges Aushängeschild. Dass sich zwei von drei
Republikanern seit Monaten für einen der Rechtspopulisten Trump,
Carson oder Cruz aussprechen, zieht in Zweifel, ob die Rebellion der
einst als nützliche Idioten willkommen geheißenen Wutbürger noch
einmal eingedämmt werden kann. Ohnehin wird das nur gelingen, wenn
sich die Parteiführung nach den ersten Vorwahlen schnell hinter einem
"Anti-Trump" sammelt. Ansonsten bekräftigt die Empörung des
Establishments bloß den Appeal des Außenseiters - was die Korrelation
zwischen Trumps Aufregern und dem Anstieg in den Umfragen erklären
mag. Erschwerend hinzu kommt, dass dem Milliardär niemand den
Geldhahn abdrehen kann. So wäre es früher gewesen als es noch Regeln
gab, die Kandidaten im Wahlkampf finanzielle Grenzen setzten. Auch
das haben sich die Republikaner selber zu verdanken, blockierten sie
doch erfolgreich jeden Versuch, den Einfluss des Geldes auf die
Politik einzuschränken. Trump wird Dank der demographischen
Realitäten der USA niemals ins Weiße Haus einziehen. Aber der
Frankenstein-Kandidat bedroht jetzt schon seinen Schöpfer.
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