(ots) - Die Würfel sind gefallen. Ukraine, Nordirland,
Polen: Das klingt machbar, das fühlt sich machbar an, das sollte
letztlich machbar sein. An den Ansprüchen eines amtierenden
Weltmeisters gemessen, steht ein Aus in der Vorrunde ohnehin nicht
zur Debatte - egal, in welcher Gruppenkonstellation. Abermals stellt
sich die Frage, ob man eine Prozedur, die sich auch im stillen
Kämmerlein unter notarieller Aufsicht erledigen ließe, mit solchem
Pomp und Pathos zelebrieren muss. Aber gut: Die Auslosung gehört
mittlerweile zur Einstimmung auf die gigantische Show namens
Fußball-Europameisterschaft. Alle Blicke richten sich auf Frankreich,
und es sind auch ein paar bange Blicke dabei. Platz für 120 000
Menschen bietet allein die offizielle Fan-Zone auf dem Pariser
Marsfeld am Fuße des Eiffelturms. Solche Zahlen verdeutlichen die
Dimension des Dilemmas. Lässt sich bei solchen Menschenmassen
Sicherheit vor terroristischen Attacken gewährleisten? Und falls ja:
Sind die Mittel, die dafür angewendet werden müssen, noch
verhältnisgemäß? Oder ersticken sie jegliche Partystimmung im Keim?
Das Sinnen und Streben der Uefa war es seit Jahrzehnten, ihr
ureigenes Turnier als eine Art Neben-WM zu installieren - wenn
möglich ohne all die unappetitlichen Begleiterscheinungen, die den
Ereignissen des großen Bruders Fifa anhaften. Nun war Uefa-Chef
Michel Platini bei der Auslosdung im Palais de Congrès selbst eine
Persona non grata. Sepp Blatter wird sich ins Fäustchen lachen, auch
wenn er sonst nicht allzu viel zu lachen hat. Apropos Platini: Der
smarte Franzose kam 2007 unter anderem deswegen ins Amt, weil er die
kleinen Uefa-Mitgliedsländer mit dem Versprechen geködert hatte, die
EM so aufzublähen, dass auch für sie mal einer der lukrativen Plätze
abfällt. Platini hat Wort gehalten. Aber um welchen Preis! Fast
eineinviertel Jahre lang hatten 53 der 54 Uefa-Mitglieder (Frankreich
war als Gastgeber gesetzt) in 268 Qualifikationsspielen um 24
Endrundenplätze gewetteifert. Nach 36 Vorrundenspielen verbleiben
immer noch 16 Mannschaften, die im Achtelfinale stehen. Die Lotterie
16 aus 54 erfordert mithin einen wahrhaft gewaltigen Aufwand.
Schlimmer noch: Der Weltverband hatte nach diversen bitteren
Erfahrungen irgendwann die Lektion kapiert, dass entscheidende Spiele
zeitgleich stattfinden müssen. Die Uefa öffnet mit dem Modus, nach
dem sich die vier besten Gruppendritten für die K.o.-Runden
qualifizieren, den Manipulationen Tür und Tor. Skandalspiele à la
Gijon 1982, als sich Deutschland und Österreich stillschweigend ein
passendes Resultat erspielten, sind damit vorprogrammiert. Der
sportliche Wert wird auf dem Altar des Profits geopfert. Insofern
eifert die Uefa doch nur der Fifa nach.
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