(ots) - In Kölner Flüchtlingsunterkünften hat es in den
vergangenen Monaten mehrfach sexuelle Ãœbergriffe auf Bewohnerinnen
gegeben. "Wir haben nach und nach von verschiedenen Fällen erfahren,
in denen Frauen und Kinder von Männern sexuell belästigt wurden",
sagte Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner
Flüchtlingsrats, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag-Ausgabe). Einen
genauen Überblick über die Zahl der Fälle habe er nicht. Er rechne
aber mit einer relativ hohen Dunkelziffer. Das liege zum einen daran,
dass viele Frauen sich aus Schamgefühl überhaupt nicht melden
würden. "Das größere Problem besteht darin, dass es in den
Flüchtlingsunterkünften der Stadt keine Betreuerinnen gibt, die
explizit als Vertrauenspersonen für Frauen zuständig sind, die
sexuell belästigt wurden", so Prölß. Sie würden sich einem männlichen
Sicherheitsmitarbeiter der Erfahrung nach eher nicht anvertrauen.
Als eine der Ursachen für die sexuellen Übergriffe betrachtet
Prölß auch den kulturellen Hintergrund einiger Flüchtlinge. Sie seien
zum Teil aufgewachsen, ohne mit Eltern und Partnern jemals offen über
Sexualität gesprochen zu haben. Das gelte in vielen der
Herkunftsländer als absolutes Tabuthema. Hinzu kämen die oft
schlechten Bedingungen in den Kölner Flüchtlingsheimen. "Da fehlt es
an so einfachen Dingen wie einer Tür mit Schloss, damit
alleinstehende und alleinerziehende Frauen hinter sich abschließen
können", sagte Prölß. In Massenunterkünften wie etwa Hallen gebe es
zum Teil überhaupt keine Türen. Prölß warnte davor, aus den sexuellen
Übergriffen in den Wohnheimen falsche Schlüsse zu ziehen. Das bedeute
selbstverständlich nicht, dass männliche Flüchtlinge generell zu
solchen Taten neigen würden.
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