(ots) -
Sperrfrist: 13.01.2016 00:05
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Das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors, das sich
in rund 60 Ländern für verfolgte Christen einsetzt, hat den
Weltverfolgungsindex 2016 veröffentlicht. Er stellt die Rangfolge der
50 Länder dar, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten
verfolgt und benachteiligt werden.
Nach der aktuellen Erhebung, mit der Open Doors die Dynamik der
Christenverfolgung in den 50 aufgeführten Ländern systematisch
erfasst und dokumentiert, ist ein beträchtlicher Teil der dort
lebenden rund 625 Millionen Christen direkt betroffen. Die Anzahl der
wegen ihres Glaubens ermordeten Christen und der attackierten bzw.
zerstörten Kirchen hat sich seit dem Vorjahr in etwa verdoppelt.
In 35 der 50 Länder des Weltverfolgungsindex ist der islamische
Extremismus die Haupttriebkraft der Verfolgung von Christen. Großen
Anteil daran haben islamistische Gruppen wie Boko Haram, Al Shabaab
und nicht zuletzt der "Islamische Staat" (IS). Diese, aber auch mit
ihnen sympathisierende Teile der Bevölkerung, gingen mit extremer
Gewalt gegen Christen und andere Minderheiten vor, die ihr
Verständnis von einem Islam wie zu Mohammeds Zeiten nicht teilen. In
hinduistischen und buddhistischen Ländern wie Indien und Myanmar
führt nach Beobachtungen von Open Doors der zunehmende religiös
motivierte Nationalismus zur Radikalisierung von Bevölkerungsteilen
und einer deutlichen Intensivierung der Christenverfolgung.
"Christen sind die größte verfolgte Glaubensgemeinschaft
weltweit", ruft Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, in
Erinnerung. "Angesichts eines Exodus von Christen aus dem Nahen Osten
und einer Verfolgung im Stil ethnischer Säuberung, die auch auf
Afrika übergreift, müssen Politiker und Kirchen ihre Anstrengungen
zum Schutz und zur Unterstützung verfolgter Christen deutlich
verstärken", appelliert Rode.
Die ersten 10 Länder des Open Doors Weltverfolgungsindex 2016
Berichtszeitraum 1. November 2014 bis 31. Oktober 2015.
Platz 1: Nordkorea
Platz 2: Irak
Platz 3: Eritrea
Platz 4: Afghanistan
Platz 5: Syrien
Platz 6: Pakistan
Platz 7: Somalia
Platz 8: Sudan
Platz 9: Iran
Platz 10: Libyen
Brennpunkte der Verfolgung
Nordkorea führt im 14. Jahr in Folge den Weltverfolgungsindex an.
Pakistan rückt von Rang 8 auf 6, Eritrea sogar von Rang 9 auf 3 und
damit auf einen Platz so weit vorn wie nie zuvor. Libyen gehört zum
ersten Mal zu den ersten 10 Ländern des Index. In Nordkorea hat
Diktator Kim Jong Un sein System zum Aufspüren von Christen weiter
verstärkt. Auch die Fluchtmöglichkeiten nach China wurden durch
zusätzliches Militär und Schutzzäune eingedämmt. Zehntausende
Christen, ganze Familien, befinden sich in den grausamen
Arbeitslagern. Viele sterben an Folter, Unterernährung oder den
Folgen der Zwangsarbeit.
In Eritrea hält Präsident Afewerki weit über 1.000 Christen in
Schiffscontainern oder Kerkern gefangen, wo sie unvorstellbare Qualen
erleiden.
Pakistan, das zweitgrößte muslimische Land der Welt, weist -
zusammen mit Nigeria - die höchste Punktezahl im Bereich "Gewalt
gegen Christen" unter den Ländern des Weltverfolgungsindex auf. Der
extreme Druck auf die ca. 3,8 Millionen Christen in Pakistan geht
weniger vom Staat aus als vielmehr von islamistischen Gruppen und
Imamen, die innerhalb kürzester Zeit Mobs mit tausenden Muslimen
gegen Christen aufhetzen. Der Lynchmord an einem jungen christlichen
Ehepaar im November 2014 sowie Bombenanschläge mit 25 Toten auf zwei
Kirchen am 15. März 2015 in Lahore sind nur die Spitze des Eisbergs.
Täglich werden zudem junge christliche Frauen und Mädchen in Pakistan
entführt, vergewaltigt, versklavt und zum Islam sowie zur
Zwangsheirat mit Muslimen genötigt. Hinzu kommt das umstrittene
Blasphemiegesetz, das häufig willkürlich gegen Christen angewendet
wird.
Neu auf dem Weltverfolgungsindex: Niger und Bahrain Niger (Rang
49) ist wie andere Länder Afrikas unter den Einfluss der
islamistischen Boko Haram geraten, die ihre Anschläge weit über
Nigeria hinaus ausgedehnt hat. Die etwa 2% Christen erfahren
zunehmend Bedrohung. Im von der sunnitischen Minderheit dominierten
Bahrain gewinnt die Idee von der Errichtung eines Kalifats im Stil
des IS immer mehr Anhänger. Die Christen geraten dadurch noch stärker
unter Druck.
Zur Methodik des Weltverfolgungsindex
Der Weltverfolgungsindex erfasst seit über 20 Jahren die weltweite
Christenverfolgung mittels einer differenzierten Erhebung und Analyse
der verschiedenen Lebensbereiche von Christen in Ländern mit stark
eingeschränkter Religionsfreiheit. Die Position des jeweiligen Landes
auf dem Index wird anhand eines umfangreichen Fragenkatalogs
ermittelt, der unter Mitwirkung verfolgter Christen,
Religionswissenschaftler, Politologen und weiteren Fachleuten sowie
eigener Analysten erstellt wurde. Die Erhebung berücksichtigt auch
die Situation hunderttausender Konvertiten, die den christlichen
Glauben angenommen haben und seitdem extremer Verfolgung vonseiten
ihrer Familien, der Gesellschaft und/oder dem Staat ausgesetzt sind.
Die Politik muss handeln
"Der Weltverfolgungsindex soll mehr sein als eine Statistik für
Experten. Er soll zuallererst denen eine Stimme verleihen, die oft
fernab der Medien- und Weltöffentlichkeit ihrer Religionsfreiheit als
fundamentalem Menschenrecht beraubt wurden und häufig nur im
Untergrund überleben können", erklärt Markus Rode. "Millionen
verfolgter Christen fühlen sich vielerorts von westlichen Regierungen
und Kirchen im Stich gelassen. So erleben etwa die engagierten
Christen im Nahen Osten, dass die Hilfe der Weltgemeinschaft an ihnen
und ihren Netzwerken weitgehend vorbeigeht. Immer wieder bitten
verfolgte Christen an erster Stelle um Gebet und sind dankbar und
ermutigt, wenn in den Ländern mit Religionsfreiheit auf ihre
Situation aufmerksam gemacht wird."
Der Weltverfolgungsindex soll durch eine breite Veröffentlichung
in den Medien auch Druck auf die aufgeführten 50
Christenverfolgerstaaten ausüben. Politiker aller Parteien sollten
den Index zum Anlass nehmen, die Einhaltung der Religionsfreiheit in
aller Deutlichkeit einzufordern. "Wir haben immer noch die Hoffnung,
dass dies vermehrt geschieht, zumal die Bundesregierung in ihrer
Koalitionsvereinbarung in Artikel 7 gerade auch den Einsatz für
Religionsfreiheit und hier explizit die Unterstützung verfolgter
Christen als weltweit größte verfolgte Glaubensgruppe genannt hat",
so Markus Rode.
Und weiter: "Auch die kaum thematisierten Vorfälle von
Christenverfolgung in den deutschen Flüchtlingsunterkünften werden
wir zukünftig stärker in den Blick nehmen müssen."
Den ausführlichen Bericht zum Weltverfolgungsindex, Methodik,
Länderanalysen, die Weltverfolgungskarte sowie Lebensberichte
verfolgter Christen finden Sie unter www.weltverfolgungsindex.de
Ãœber Open Doors
Weit mehr als 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund
ihres Glaubens verfolgt. Open Doors ist als überkonfessionelles
christliches Hilfswerk seit über 60 Jahren in rund 60 Ländern im
Einsatz für verfolgte Christen. Jährlich veröffentlicht Open Doors
den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste von Ländern, in denen
Christen am stärksten verfolgt werden. Projekte von Open Doors
umfassen Hilfe zur Selbsthilfe, Ausbildung von christlichen Leitern,
Engagement für Gefangene, Nothilfe und Trauma-Arbeit, die
Bereitstellung von Bibeln und christlicher Literatur sowie die
Unterstützung von Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten
Öffentlichkeitsarbeit informiert das Werk in Publikationen und mit
Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für
verfolgte Christen auf. Die Arbeit von Open Doors Deutschland e.V.
wird durch Spenden finanziert. Das Werk trägt das
Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz.
Pressekontakt:
Für Fotos und Interviews mit dem Leiter von Open Doors Deutschland,
Markus Rode, wenden Sie sich bitte an unser Pressebüro.
Auf Nachfrage stellen wir Ihnen für Ihre Berichterstattung gerne
vorab Informationen zu einzelnen Ländern, Trends, Hintergründen, der
Methodik, die Weltverfolgungskarte, ebenso wie graphisches und
Bildmaterial zur Verfügung.
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