PresseKat - Allg. Zeitung Mainz: Gedemütigt / Kommentar zur Elefantenrunde in RLP, von Mario Thurnes

Allg. Zeitung Mainz: Gedemütigt / Kommentar zur Elefantenrunde in RLP, von Mario Thurnes

ID: 1313826

(ots) - Malu Dreyer hat aus der Debatte über den SWR nichts
gelernt. Ihr Vorgehen lässt den öffentlich-rechtlichen Sender wie
einen Tanzbären aussehen. Eine Woche lang gab es Kritik darüber, dass
die Ministerpräsidentin und der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander
Schweitzer den SWR mit der Ankündigung unter Druck gesetzt haben,
nicht an der "Elefantenrunde" teilzunehmen, wenn dort auch die AfD
vertreten ist. Als der Sender dann die Rechtspopulisten auf diese
Ankündigung hin ausgeladen hat, irritierte das nicht nur Journalisten
und Wissenschaftler. In den sozialen Netzwerken und in Leserbriefen
sahen auch viele Bürger das Gebot der Staatsferne im
öffentlich-rechtlichen Funk grob verletzt. Nun versucht der SWR, die
Sendung mit den Spitzenkandidaten der Parteien zu retten und legt ein
neues Konzept vor. Und wer verkündet's? Die Ministerpräsidentin. Ein
deutlicheres - und unglücklicheres - Signal, wer im Sender eigentlich
das Sagen hat, hätte Dreyer nicht geben können. Den SWR hat Dreyer
bis ins Mark gedemütigt. Der Sender kämpft um ein Antlitz, nach dem
die Journalisten die Herren des Geschehens wären: Zeitgleich zur
Dreyer-Erklärung verkündet der Sender per Twitter die Nachricht, eine
Viertelstunde nach Beginn der Dreyer-Pressekonferenz kommt eine
Pressemitteilung. Ein ehrenwerter Kampf. Aber ein verlorener Kampf.
Dreyers Engagement gegen die AfD ist löblich. Doch diesen Kampf
teilen derzeit hunderte Menschen in Schulen, an Arbeitsplätzen, auf
der Straße oder in der Kneipe. Nur Dreyer ist kein einfacher Bürger.
Sie ist Ministerpräsidentin. Und sie darf in dieser Funktion auch für
eine gute Sache ein hohes Gut wie die Staatsferne des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht so stümperhaft aufgeben.



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Datum: 27.01.2016 - 19:34 Uhr
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