(ots) -
- Gründungsneigung und Beschäftigungsbeitrag von Migranten
überdurchschnittlich
- Die Entscheidung zur Selbstständigkeit hängt bei Migranten
stärker vom Arbeitsmarkt ab
Der Anteil von Migranten am Gründungsgeschehen ist seit Jahren
relativ stabil: Rund jeder fünfte Gründer hat eine ausländische
Staatsbürgerschaft oder die deutsche Staatsbürgerschaft erst nach der
Geburt erworben. Die jährliche Gründerquote von Migranten liegt im
Durchschnitt von 2009 bis 2014 bei 1,86 % und somit etwa um ein
Zehntel höher als die Gründerquote im Allgemeinen (1,68 %). Zuletzt
haben im Jahr 2014 179.000 Migranten eine Existenzgründung umgesetzt.
Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderauswertung des
KfW-Gründungsmonitors, der jährlich erscheinenden repräsentativen
Befragung zum Gründergeschehen in Deutschland.
Der Arbeitsmarkt spielt für Migranten eine große Rolle bei der
Gründungsentscheidung: Sie starten häufiger, weil sie keine
attraktivere Erwerbsalternative haben und sind vor der Gründung
deshalb auch häufiger arbeitslos. Dennoch schaffen Migranten häufiger
und mehr Arbeitsplätze. "Migranten gehen ihre Gründungsprojekte
offensiver an, selbst wenn die Gründung eine Entscheidung aufgrund
fehlender Erwerbsalternativen war. Mit ihrer größeren
Gründungsneigung und höherem Beschäftigungseffekt leisten Migranten
somit einen wichtigen Beitrag zum Gründungsgeschehen in Deutschland",
sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.
Das geringere Alter von Migranten in der Bevölkerung schlägt sich
im Alter der Gründer nieder, welches mit 36 Jahren rund eineinhalb
Jahre niedriger ist als beim Durchschnittsgründer. Tatsächlich ist
die Gründungsneigung unter jüngeren Migranten bis 30 Jahre aber etwas
geringer (2,18 % vs. 2,34 %), unter Akademikern dagegen deutlich
höher (3,46 % vs. 2,44 %) als im Durchschnitt. Wie alle Gründer
starten Migranten am häufigsten im Dienstleistungssektor (rund 70 %),
aber insgesamt etwas häufiger im Handel (21 % vs. 17 %).
Trotz der höheren Gründungsaktivität sehen sich mehr Migranten mit
Gründungshemmnissen konfrontiert - auch mit Schwierigkeiten bei der
Gründungsfinanzierung. Im Zeitraum 2009 bis 2014 hatten 16 % aller
Gründer beim Start Finanzierungsschwierigkeiten zu überwinden, bei
Migranten waren es 24 %. Allerdings gaben auch 13 % der Migranten an,
Lücken beim Finanzwissen zu haben (vs. 8 % insgesamt).
Migranten sind nach ihrem Start häufiger und schneller bereit,
ihre Existenzgründung wieder abzubrechen: Drei Jahre nach Gründung
bestehen 70 % aller Existenzgründungen noch, bei Migranten sind es 60
%. Dies ist hauptsächlich mit ihren Strukturmerkmalen zu erklären.
Das jüngere Gründungsalter, ihr häufigerer Start aus der
Arbeitslosigkeit heraus sowie die stärkere Ansiedlung im Handel sind
unter anderem Merkmale, die mit einer geringeren Bestandsfestigkeit
von Gründungsprojekten einhergehen. "Für das Abbruchrisiko ist nicht
die Staatsangehörigkeit der entscheidende Faktor", sagt Dr. Zeuner,
"sondern die Erfahrung und das Wissen der Gründer sowie welche
Projekte sie verwirklicht haben. Insgesamt spielt aber der
Arbeitsmarkt für Migranten eine größere Rolle. Sie beenden ihre
Selbstständigkeit eher wieder, wenn sich attraktive Jobmöglichkeiten
bieten."
Hinweis:
Die Ergebnisse sind eine Sonderauswertung des
KfW-Gründungsmonitors 2015, einer repräsentativen Erhebung zum
Gründergeschehen in Deutschland, zu finden unter: www.kfw.de/fokus,
Pressematerial (u. a. Grafiken, Fotos) zum Thema ist abrufbar unter
www.kfw.de/gruendungen-durch-migranten.
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