(ots) - Was Iowa zeigt, ist die Entfremdung der
amerikanischen Wähler von ihrer politischen Klasse. Sie hadern mit
Barack Obama, der natürlich nicht alle Hoffnungen erfüllen kann, mit
denen er überladen wurde. Sie verzweifeln an einem Kongress, in dem
die Republikaner den Ton angeben und der sich angesichts
schluchtentiefer Parteiengräben am Rande der Handlungsunfähigkeit
bewegt. Die Volkswirtschaft ist zwar nach Finanzkrise und Rezession
wieder gewachsen, die persönlichen Einkommen indes stagnieren, wenn
sie real nicht sogar sinken. Die Schuld dafür geben die Wähler der
Politik. Die teils aufgewühlte, teils verbitterte Stimmungslage hat
Kandidaten, die noch vor Monaten als krasse Außenseiter galten, in
Iowa triumphieren lassen. Bei den Republikanern Ted Cruz, , ein
erzkonservativer Bibelprediger, dem es gelungen ist, sich als
Sprecher der christlichen Rechten zu profilieren. Bei den Demokraten
Bernie Sanders, den linken Senatsveteranen aus Vermont. Der ging zwar
gleichauf mit Hillary Clinton durchs Ziel, psychologisch aber ist er
der Sieger, weil ihm noch vor Kurzem niemand ein solches
Kopf-an-Kopf-Rennen zugetraut hatte. Was sich bei den Demokraten
abzeichnet, ist ein echter Wettstreit der Ideen, womöglich einer, der
sich über Monate hinziehen wird - Sanders'
europäisch-sozialdemokratisches Programm gegen Clintons Pragmatismus
der amerikanischen Mitte. Und da der Außenseiter der Seele der
Parteibasis mit ihrem Frust angesichts wachsender sozialer
Ungleichheit näher ist als die Gesetzte, dürfte auch sie in den
nächsten Wochen noch weiter nach links rücken. Das wiederum liefert
den Republikanern Munition fürs Wahlfinale, wenn sich alles um die
Wechselwähler der politischen Mitte dreht.
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