(ots) - Selten hat Moskau derart scharfe rhetorische
Geschütze gegen den Westen aufgefahren wie in diesen Tagen. Bei der
Münchner Sicherheitskonferenz am Wochenende diagnostizierte der
russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew einen "neuen Kalten
Krieg". Und er warnte vor einem "dritten Weltschock", eine Metapher
für einen dritten Weltkrieg. Es handelt sich um den tiefsten
ost-westlichen Klimasturz seit Langem.
Mit den massiven Vorwürfen versucht Moskau, vom eigenen rabiaten
Kurs in der Ukraine und in Syrien abzulenken. Der russische Präsident
Wladimir Putin sieht sich als Hüter des Status quo im Nahen Osten.
Stabilität der bestehenden Ordnung ist für ihn oberstes Gebot. Als
Paradebeispiel für missglückte Interventionen geißelt er die
Militärinvasionen des Westens in Libyen, im Irak sowie in
Afghanistan. Die Quittung hierfür seien zerfallende Staaten,
Bandenkriege und Chaos, so Putin.
Ganz unrecht hat der Kremlchef mit seiner Analyse nicht. Viele im
Westen haben sich der Illusion hingegeben, dass mit dem Sturz des
libyschen Autokraten Muammar al-Gaddafi eine demokratische
Nachkriegsordnung praktisch auf Knopfdruck entsteht. Das war ein
Irrtum. Auch in Syrien hatte der Westen zu spät reagiert und lange
Zeit keine Strategie für die Zeit nach Assad parat. Viel zu früh
wurde die Forderung erhoben, Assad zu vertreiben, ohne zu fragen, was
danach kommt.
Diese Verhärtung der Fronten und die neue Rhetorik des Kalten
Krieges in Russland lassen befürchten, dass die in München
festgezurrte Waffenruhe und humanitäre Versorgung für Syrien nicht
greifen wird. Dabei bietet die Umsetzung dieses brüchigen
Kompromisses die einzige Chance, die größte Flüchtlingskrise seit
Ende des Zeiten Weltkrieges einzudämmen.
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