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Trotz großer Versprechen der Wirtschaft 2015: kaum Jobs für Flüchtlinge bei Großkonzernen / "Report Mainz"-Umfrage unter allen DAX-30-Unternehmen

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(ots) - Mainz. Die 30 größten börsennotierten Unternehmen in
Deutschland haben seit August 2015 nur wenige Flüchtlinge in Jobs,
Ausbildungsstellen oder Praktika gebracht. Das hat eine Umfrage des
ARD-Politikmagazins "Report Mainz" unter allen DAX-30-Konzernen
ergeben. Nur zwei Konzerne, Beiersdorf und Vonovia, haben nach
eigenen Angaben seither Flüchtlinge fest angestellt. Bei Beiersdorf
handelt es sich um eine befristete Festanstellung. Vonovia erklärt,
ohne eine konkrete Zahl zu nennen, das Unternehmen habe "erste
Flüchtlinge aus Syrien" seit Anfang Februar beschäftigt. Der
Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
(BDA), Ingo Kramer, erklärte zu den Ergebnissen der Umfrage im
Interview mit "Report Mainz", Grund seien die mangelnden
Deutschkenntnisse vieler Flüchtlinge. Wörtlich sagte Kramer: "Die
Wirtschaft tut im Moment das, was sie kann, nämlich die Flüchtlinge
mit Deutschkenntnissen zu integrieren." Zur niedrigen Zahl von
Praktika für Flüchtlinge befragt, sagte der BDA-Präsident: "Die
niedrige Zahl der Praktika orientiert sich an den Deutschkenntnissen.
Das heißt, auch im Praktikum müssen sie Arbeitsstättenrichtlinien,
sie müssen Arbeitsschutzmaßnahmen richtig verstehen können."

Die Ergebnisse der "Report Mainz"-Umfrage unter allen
DAX-30-Konzernen und die aktuellen Aussagen des BDA-Präsidenten
stehen damit im Widerspruch zu den von vielen Wirtschaftsvertretern
im Spätjahr 2015 gemachten Versprechen. Beim Deutschen Arbeitgebertag
am 24. November 2015 hatte Kramer noch erklärt: "Wir sind bereit,
Flüchtlinge in großer Zahl auszubilden und zu qualifizieren und zu
beschäftigen, aus schierem Eigennutz." Ähnlich hatten sich auch
andere Wirtschaftsverbands- und Konzernchefs geäußert. So hatte zum
Beispiel Daimler-Chef Dieter Zetsche am 17. September 2015 mit Blick




auf die Flüchtlingszuwanderung gesagt: "Genau solche Menschen suchen
wir bei Mercedes und überall in unserem Land." BDI-Präsident Ulrich
Grillo hatte am 1. September 2015 erklärt: "Wir haben über 500.000
freie Arbeitsplätze, unbesetzte Arbeitsplätze in Deutschland. [...]
Und da können wir auch Flüchtlinge gerne einsetzen."

Bei der Umfrage von "Report Mainz" unter den DAX-30-Unternehmen
kam heraus: Bei Merck, Lufthansa, Henkel, Munich Re, Commerzbank,
Continental, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Infineon und RWE sind
Flüchtlinge seit dem Spätjahr 2015 nach Angaben der Unternehmen weder
in Jobs, Praktika oder Ausbildungsstellen gekommen.

Nur zwei DAX-30-Konzerne melden Jobs für Flüchtlinge. Seit dem
Spätjahr 2015 wurde bei Beiersdorf ein Flüchtling befristet fest
angestellt. Das Wohnungsunternehmen Vonovia erklärte, man habe seit
Februar "erste Flüchtlinge aus Syrien" beschäftigt, machte zur Anzahl
jedoch keine genauen Angaben. Alle anderen DAX-30-Unternehmen haben
nach eigenen Angaben seither keine Flüchtlinge fest angestellt oder
machen dazu keine konkreten Angaben.

Ähnlich verhält es sich bei der Frage nach den Ausbildungsstellen
für Flüchtlinge. Nur BMW und der Gesundheitskonzern Fresenius melden
Flüchtlinge, die aktuell ausgebildet werden. Bei BMW handelt es sich
um 21 Flüchtlinge in einer so genannten Einstiegsqualifizierung.
Fresenius erklärt, dass bei den Helios-Kliniken des Konzerns "bereits
vereinzelt Flüchtlinge" als Auszubildende eingestellt worden seien.
ThyssenKrupp erklärt: Drei Flüchtlinge hätten bereits
Ausbildungsverträge für Herbst zugesagt bekommen. Bei allen anderen
DAX-30-Unternehmen sind Flüchtlinge nach eigenen Angaben nicht in
Ausbildung, oder die Konzerne machen keine konkreten Angaben.

Mehrere DAX-30-Unternehmen haben Flüchtlinge seit dem Spätjahr
2015 als Praktikanten beschäftigt: Allianz (18 Teilnehmer), Bayer (40
Teilnehmer Aufbaukurs zur Berufsvorbereitung mit Praxishospitation),
Beiersdorf (6 Teilnehmer), BMW (38 Teilnehmer), Daimler (40
Teilnehmer), Deutsche Post DHL (rund 90 Teilnehmer), mehr als zwei
Drittel erhalten Sozialleistungen von der Bundesagentur für Arbeit,
weitere Praktikanten mit Fluchthintergrund kamen nach
Unternehmensangaben in Schülerpraktika und so genannte
Einstiegsqualifikations-Praktika (keine Angabe zur Zahl), Deutsche
Telekom (rund 30 Teilnehmer), E.ON (11 Teilnehmer), Fresenius
("vereinzelt"), Heidelberg Cement (k. A. zur Anzahl), K+S (1
Teilnehmer), Linde ("erste Flüchtlinge" im Praktikum), SAP (k. A. zur
Anzahl, Praktika für "erste Kandidaten"), Siemens (30 Teilnehmer in
Praktika), ThyssenKrupp (25 Teilnehmer, weitere 31 zugesagt),
Volkswagen (keine konkrete Angabe zur Zahl der Praktika), Vonovia (k.
A. zur Anzahl).

Einige DAX-30-Unternehmen verweisen zudem auf Spezialprogramme,
wie zum Beispiel: BASF (Programm "Start Integration" mit 53
Teilnehmern; im Anschluss sind u. a. Praktika und Ausbildung
möglich), Deutsche Telekom (7 Stipendien), Siemens (66 Teilnehmer in
so genannten Förderklassen), ThyssenKrupp (3 Teilnehmer in
Einstiegsqualifizierung). Danach wurde bei der Umfrage jedoch nicht
gezielt gefragt.

In der Anfrage von "Report Mainz" erklären fast alle
DAX-30-Unternehmen, noch in diesem Jahr deutlich mehr
Ausbildungsstellen und Praktika anzubieten. Außerdem verweisen viele
der Konzerne auf umfangreiche Integrationsmaßnahmen wie Sprachkurse
und Bewerbertrainings.

Weitere Informationen unter www.reportmainz.de. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Pressekontakt: "Report Mainz",
Tel. 06131/929-33351.


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Datum: 23.02.2016 - 14:22 Uhr
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