(ots) - von Heinz Gläser, MZ
Die gute Nachricht für Kritiker der Fifa lautet: Der arg gezauste
Fußball-Weltverband zerlegt sich auf Sicht vielleicht sogar selbst,
er kollabiert wegen innerer Konflikte. Die Fliehkräfte im
Ball-Imperium sind unübersehbar. In Zürich formierte sich ein
Zusammenschluss der großen Profiligen auf dem Globus, die
europäischen Großklubs bündeln ihre Interessen längst in einer
eigenen Vereinigung. Diese Interessen decken sich in aller Regel
nicht mit jenen der Amateure oder anderer Kontinentalverbände. Eine
Weltmeisterschaft mit 40 oder mehr Mannschaften mag ja aus Sicht der
"Kleinen" wünschenswert sein. Den "Großen" ist die Vorstellung ein
Graus. Man kann Sepp Blatter vieles nachsagen, aber er war ein
Meister darin, die divergierenden Interessen auszutarieren. Nun kommt
mit Gianni Infantino ein Mann ins Amt, der in den Augen vieler
Afrikaner oder Asiaten ein purer Statthalter der reichen und
arroganten Europäer ist. Wenigstens hält der smarte Schweizer ein
Reformpaket in Händen, das diesen Namen auch verdient. Mehr
Transparenz, mehr Integrität, schön und gut. Aber mit Verlaub: Der
eigentliche Impuls zur Läuterung war die trübe Aussicht, in einer
amerikanischen Gefängniszelle zu landen. Die schlechte Nachricht für
die Kritiker der Fifa lautet: Es geht nicht ohne eine ordnende Hand
im Weltfußball. Irgendwer muss die Regeln und den sportlichen Rahmen
definieren. Es bleibt ein Dilemma.
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