(ots) -
- Leichte Abwärtsrevision der Konjunkturprognose für 2016 von +2,0
% auf +1,7 %
- Akut gestiegene Verunsicherung infolge der globalen
Finanzmarktturbulenzen
- Erstprognose Konjunktur 2017: 1,8 %
- Abwärtsrisiken: langwierige Kontroversen in Europa und
ausbleibende weltwirtschaftliche Erholung
KfW Research revidiert das für 2016 erwartete Realwachstum des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 1,7 % nach unten (Vorprognose: +2,0
%) und trägt so der akut gestiegenen Verunsicherung infolge der
heftigen globalen Finanzmarktturbulenzen Rechnung. Mit 1,8 % dürfte
sich der preisbereinigte BIP-Zuwachs im Jahr 2017 in einer ähnlichen
Größenordnung bewegen.
Die maßgeblichen Treiber der starken Binnennachfrage haben
weiterhin Kraft und werden die Konjunktur in diesem und dem nächsten
Jahr stützen: Der private Konsum profitiert genau wie die private
Bautätigkeit von steigenden Erwerbstätigenzahlen, wachsenden
Realeinkommen und den anhaltend niedrigen Zinsen. Darüber hinaus
lässt die Zuwanderung den Bedarf an günstigen Mietwohnungen weiter
steigen und die öffentlichen Konsumausgaben spürbar anziehen. Der
historisch hohe Staatsüberschuss wird sinken und die Konjunktur
anregen.
Hinzu kommt eine fortschreitende Aufhellung des
außenwirtschaftlichen Umfeldes. Der allgemeine Fokus auf die
schwächelnden großen Schwellenländer wie China, Russland und
Brasilien überdeckt, dass es in vielen kleineren Ländern deutlicher
aufwärts geht, sodass die Weltwirtschaft bereits 2016 leicht stärker
wachsen dürfte als 2015. Die großen Länder sollten sich 2017
zumindest stabilisieren, sodass sich das Weltwachstumstempo weiter
beschleunigen kann. Vor diesem Hintergrund werden Exporte und
Unternehmensinvestitionen anziehen. Aufgrund des zugleich zu
erwartenden relativ kräftigen Importwachstums in Folge der guten
Binnenkonjunktur wird der rechnerische Wachstumsbeitrag des
Außenhandels gleichwohl vernachlässigbar sein.
Der Chefvolkswirt der KfW, Dr. Jörg Zeuner, sagt zu der neuen
Prognose: "Ein Realwachstum von 1,7 % in den Jahren 2015 und 2016
sowie 1,8 % im Jahr 2017 ist zwar nicht gerade spektakulär. Das Tempo
erscheint aber verlässlich und liegt merklich oberhalb des
langjährigen Trendwachstums von 1,3 %." Zudem überdecke die stark
wechselnde Arbeitstagezahl die erwartete spürbare Beschleunigung der
unterliegenden konjunkturellen Grunddynamik in diesem Zeitraum.
KfW Research geht zwar davon aus, dass sich die akute
Verunsicherung wieder legt und sich die positiven konjunkturellen
Faktoren durchsetzen. Langwierige Kontroversen in Europa wegen des
Flüchtlingszustroms, Rückschläge in den Reformländern oder eine
zunehmende Nervosität mindestens im Vorfeld der Abstimmung über den
Brexit könnten das Vertrauen in den Aufschwung jedoch ebenso
beschädigen wie ungünstige weltwirtschaftliche Entwicklungen.
Angesichts dieser erheblichen Risiken betont Zeuner: "Dass
Deutschland seine ausgezeichnete fiskalische Position - den höchsten
Staatsüberschuss seit 1973 - nutzt, um die Integration der Zuwanderer
zu beschleunigen, ohne die öffentliche Infrastruktur zu
vernachlässigen, finde ich richtig. Eine angemessene europäische
Kosten- und Lastenteilung wäre sinnvoll, erscheint mir aber wenig
realistisch." Zeuner warnt zudem davor, dass die Unsicherheit in
Europa etwa über die britische Mitgliedschaft in der EU, den Umgang
mit den Altschulden Griechenlands und das Verhältnis der
Mitgliedsstaaten untereinander bereits hohe volkswirtschaftliche
Kosten verursache, vor allem in Form von immer wieder verschobenen
Investitionen und Innovationen. Gleichzeitig gebe es eine hohe
Sparquote, die immer stärker auf die Renditen drücke. Das Ergebnis
seien Negativzinsen bei Bundesanleihen im Laufzeitenbereich bis zu 8
Jahren. Auch das verunsichere die Menschen, die sich Sorgen um ihre
Altersvorsorge machten. Leider stoße das derzeitige Instrumentarium
der EZB an seine Grenzen, solange die Absatz- und Ertragsaussichten
der Unternehmer zu gering seien, um mehr Investitionen zu
rechtfertigen.
Den aktuellen KfW-Konjunkturkompass Deutschland finden Sie unter:
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