(ots) - Anlässlich des heutigen Weltverbrauchertages stellt
ein Bündnis aus Nichtregierungsorganisationen (NRO) das erste frei
zugängliche Informationsportal zur Überprüfung der sozialen und
ökologischen Richtlinien deutscher Banken vor:
www.fairfinanceguide.de. Für Bankkundinnen und -kunden in Deutschland
war es bislang nicht möglich, sich einen unabhängigen Eindruck
darüber zu verschaffen, wie bzw. ob deutsche Geldhäuser
Menschenrechte und Umweltstandards beachten. Doch immer mehr Menschen
fordern, dass auch Banken ihrer gesellschaftlichen Verantwortung
nachkommen. Repräsentative Umfragen haben gezeigt, dass gut 60% der
Deutschen ihre Bank wechseln würden wenn sie wüssten, dass diese zum
Beispiel mit Nahrungsmitteln spekuliert oder in Rüstungsunternehmen
investiert bzw. diese finanziert.
Vor diesem intransparenten Hintergrund stellt der Fair Finance
Guide Deutschland den Verbrauchern jetzt ein anhand von 240 sozialen
und ökologischen Kriterien detailliert recherchiertes
Bewertungsportfolio zu acht deutschen Banken zur Verfügung. Das
Ergebnis: GLS Bank und Triodos liegen an der Spitze, die Pax-Bank
nimmt den letzten Platz ein.
"Bankkunden haben einfach ein Recht darauf zu erfahren, zu welchen
Bedingungen und an welche Unternehmen eine Bank ihr Geld verleiht
oder in wen sie investiert, zum Beispiel auch bei der privaten
Altersvorsorge", betont Thomas Küchenmeister, geschäftsführender
Vorstand der NRO Facing Finance, die den Fair Finance Guide
Deutschland koordiniert. "Banken spielen eine zentrale Rolle bei der
Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft, weshalb
soziale und ökologische Kriterien ein unverzichtbarer Bestandteil
ihrer Geschäftsmodelle sein müssen. Sollten Banken dazu nicht bereit
sein, werden ihre Kunden sie früher oder später dazu zwingen - und
dazu wollen wir beitragen", so Küchenmeister.
Die Richtlinien der GLS Bank und Triodos Bank erfüllen unter allen
untersuchten Banken die meisten Bewertungskriterien zu den vom Fair
Finance Guide untersuchten Themenbereichen. Sie führen das Ranking
an, gefolgt von der evangelischen KD-Bank. Die katholische PAX-Bank
liegt hingegen auf dem letzten Platz. "Die veröffentlichten
Richtlinien der PAX-Bank erweisen sich bislang als grundsätzlich
nicht umfassend und konkret genug. Unter allen untersuchten Banken
zeigte sich die PAX-Bank zudem als einzige Bank nicht bereit, einen
konstruktiven Dialog zu den Bewertungen aufzunehmen", bedauert Mario
Dziamski von Rank a Brand.
Private Großbanken sowie öffentlich-rechtliche und auch
genossenschaftliche Institute haben zum Teil große Defizite bei der
Veröffentlichung und Implementierung von sozialen und ökologischen
Richtlinien für sensible Sektoren wie Bergbau oder Energieerzeugung.
"Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Deutsche Bank, die
Commerzbank oder auch die DZ Bank in kontroverse Unternehmen
investiert sind oder diese finanzieren, auch wenn sie zum Teil
gegenlautende Richtlinien veröffentlicht haben", kritisiert die
Projektleiterin des Fair Finance Guide Deutschland, Sarah Guhr von
Facing Finance.
"Bei den Geschäftsbanken findet sich die LBBW auf dem letzten
Platz wieder und dies obwohl erkennbar ist, dass sie ein großer
Finanzierer im Bereich der regenerativen Energien ist und
Nachhaltigkeitssysteme installiert hat", sagt Antje Schneeweiß von
Südwind. Der Grund liege darin, dass die LBBW in vielen Bereichen
keine konsequenten Richtlinien veröffentlicht, in denen sie sich
verpflichtet, bei Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen
bestimmte Normen wie z.B. die ILO-Kernarbeitsnormen einzuhalten.
Ebenso fehle jeder Ansatz, die Finanzierung von Rüstungsgütern über
den Ausschluss von Streumunition, Landminen und mit Embargos belegten
Ländern hinaus zu beschränken, so Schneeweiß.
Auch die Klimapolitik muss für Geldinstitute eine größere Rolle
spielen. "Das Pariser Klimaabkommen fordert, die Finanzströme
klimagerecht umzuschichten. Dies verlangt von Banken mehr Transparenz
über die Risiken fossiler Investitionen zu geben, klimaschädliche
Investitionen zu begrenzen und stärker grüne Anlagemöglichkeiten zu
forcieren. Die Banken im Spitzenbereich des Fair Finance Guide zeigen
hier schon deutlich mehr Ambition als die anderen Banken", sagt
Alexander El Alaoui, Co-Autor der Studie für Germanwatch.
Der Fair Finance Guide Deutschland ist Teil des Netzwerkes Fair
Finance Guide International (www.fairfinanceguide.org), gegründet von
Oxfam Novib und finanziert von der schwedischen Entwicklungsbehörde
Sida. Es umfasst derzeit acht Länder und vereint annähernd 40
Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften, Umweltgruppen und
Verbraucherorganisationen.
Pressekontakt:
Thomas Küchenmeister
FACING FINANCE
Tel: +49 0175-49 64 082
kuechenmeister(at)facing-finance.org
www.facing-finance.org & www.fairfinanceguide.de