(ots) - Die große Siegerin des "kleinen" Super-Dienstag
heißt Hillary Clinton. Mit einem Durchmarsch in den fünf
Bundesstaaten entzog sie ihrem Herausforderer auf der Linken, Bernie
Sanders, jeden plausiblen Weg zur Präsidentschaftsnominierung. Sehr
viel besser noch für Hillary sind die Verwerfungen bei den
Republikanern. Die Konservativen stehen nach den vier Siegen Donald
Trumps in Florida, Illinois, North Carolina und Missouri vor einer
Zerreißprobe. Inklusive der Aussicht auf einen Parteitag, auf dem das
an der Wahlurne geschlagene Establishment versuchen könnte, dem
Spitzenreiter die Nominierung zu verweigern. Deshalb geben sich die
konservativen Eliten jede erdenkliche Mühe, den Pflichtsieg John
Kasichs in seinem Bundesstaat Ohio zur größten Geschichte des
Wahltags zu stilisieren. Leider reiht sich das in eine lange Kette an
Verleugnungen ein, die seit Eintritt des Nationalisten Trump in das
Rennen um die Präsidentschaftsnominierung den politischen Diskurs
bestimmen. Dazu gehört die Mär von einem aussichtsreichen
"Anti"-Trump des republikanischen Establishments. Kasichs Bilanz in
dem Rostgürtel-Staat kann sich sehen lassen. Er regiert dort als
traditioneller Konservativer mit gesundem Menschenverstand aus der
Mitte seiner Wählerschaft. All das spiegelt sich in einer
80-prozentigen Zustimmungsrate und einem deutlichen Sieg über Donald
Trump bei den Vorwahlen in Ohio wieder. Doch das ist nicht genug, den
Nationalisten zu stoppen. Bei weitem nicht. Kasich müsste in den
ausstehenden Vorwahlen 94 Prozent aller Delegierten gewinnen, um aus
eigener Kraft die 1237 Stimmenmehrheit für eine Nominierung auf dem
Parteitag in Cleveland zu holen. Selbst die kühnsten Optimisten
wissen, dass dies ausgeschlossen ist. Die nüchterne Wahrheit hinter
dem Spin der Parteistrategen nach dem "kleinen" Super-Dienstag
lautet: Nur Trump und - sehr theoretisch - der ultrakonservative Ted
Cruz haben einen Weg zur Delegierten-Mehrheit. Jeder andere
Präsidentschaftskandidat könnte nur durch Mauscheleien, Manövern oder
Tricksereien auf dem Parteitag gekürt werden. Voraussetzung für den
Erfolg der #NeverTrump-Bemühungen bliebe selbst bei einem solchen
Szenario noch zweierlei: Es müsste gelingen, dem Rechtspopulisten die
1237 Delegierten bei den Vorwahlen zu verweigern. Gleichzeitig
bräuchte nach den Parteitagsregeln mindestens ein Herausforderer
Trumps Delegierten-Mehrheiten in acht Bundesstaaten, um in Cleveland
überhaupt antreten zu können. Die bittere Realität hinter dem
vielfach überbewerteten Sieg Kasichs ist, dass ein Dreier-Rennen,
Trump Chancen deutlich verbessert, aus eigener Kraft die ausstehenden
Delegierten zu gewinnen. Egal wie der Machtkampf bei den
Konservativen ausgeht, für Clinton könnte die Entwicklung kaum besser
sein. Zumal die demokratische Spitzenreiterin selber alles andere als
Enthusiasmus in ihrer Partei erzeugt. Hillary ist die
Vernunft-Kandidatin, die angesichts des Wahnsinns bei den
Republikanern eine sichere Rückfall-Position bietet. Die
Gewaltausbrüche der vergangenen Tage haben illustriert, was auf dem
Spiel steht. Und Clinton hat es in ihrer Rede nach den fünf Siegen
deutlich gesagt: Grenzmauern, Massendeportation und Folter machen
Amerika nicht stärker, sondern schwächen die Nation. Je früher die
Demokraten ihrerseits nun zur Einheit finden, desto besser stehen die
Chancen, dass die USA insgesamt nicht denselben düsteren Pfad
beschreiten, den die Republikaner eingeschlagen haben. Donald Trump
oder Ted Cruz im Weißen Haus wären ein Alptraum - nicht nur für
Amerika.
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