(ots) -
Jutta Speidel u. a. zu Gast bei Michael Steinbrecher / Freitag,
18. März, 22 Uhr, "Nachtcafé", SWR Fernsehen
Die Nerven liegen blank: Von Blockaden vor Flüchtlingsbussen bis
zu Kommentarschlachten im Internet - unsere Gegenwart erscheint von
einer Atmosphäre der Verrohung geprägt. Gesellschaftlicher Unmut
kanalisiert sich nicht zuletzt im erfolgreichen Abschneiden der AfD
bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz am
vergangenen Sonntag. Michael Steinbrecher lädt Vertreter der
Zivilgesellschaft zu einem runden Tisch jenseits der Politik, um über
die anstehenden Probleme zu sprechen. Am Freitag, 18. März, 22 Uhr,
SWR Fernsehen.
Die Rhetorik wird schärfer, einige lassen den Worten schon Taten
folgen. Erreicht die Verrohung der Gesellschaft eine neue Qualität?
Von einer "Pogromstimmung" ist die Rede, manch einer fühlt sich an
Straßenkämpfe vergangener Zeiten oder gar die Weimarer Republik
erinnert. Ist dann eben doch alles schon einmal da gewesen?
Ellenbogengesellschaft statt Mitmenschlichkeit und Empathie? Die
Wurzeln der Verrohung finden wir schon in unserem gesellschaftlichen
Alltag: Wir schauen weg, wenn jemand in der U-Bahn angepöbelt wird.
Mobbing am Arbeitsplatz wird ein immer breiteres Phänomen. Die
Ellenbogengesellschaft scheint sich durchgesetzt zu haben. Wo
schaffen wir es noch, Mitmenschlichkeit und Empathie zu leben?
Die Gäste der Sendung:
Marliese Berthmann, zeigte Zivilcourage und wurde dabei selbst
verletzt Marliese Berthmann war dabei, als die Kölner
Oberbürgermeisterin Henriette Reker am helllichten Tage Opfer einer
Messerattacke wurde. Sie griff ein und wurde selbst verletzt. Als
ehemalige Lehrerin beobachtet sie auch im Alltag: "Konflikte werden
immer häufiger mit Gewalt gelöst."
Bernd Merbitz, Polizeipräsident Leipzig
"Unsere Gesellschaft ist dabei, jeglichen Anstand zu verlieren",
sagt Leipzigs Polizeipräsident Bernd Merbitz. Übergriffe auf
Asylbewerber und zunehmende Respektlosigkeit auf der Straße
beschäftigen ihn. Merbitz beklagt sogar eine "Pogromstimmung" in
Deutschland. In Uniform wie auch privat sieht er sich deshalb
massiven persönlichen Anfeindungen ausgesetzt.
Jutta Speidel, Schauspielerin
Auch Schauspielerin Jutta Speidel blickt mit gemischten Gefühlen
auf die Stimmung im Land. Sie selbst setzt seit vielen Jahren ein
Zeichen für Mitmenschlichkeit. Mit ihrem Verein "Horizont"
unterstützt sie obdachlose Kinder und deren Mütter. Das Ehrenamt ist
in dieser Zeit so etwas wie ihr zweiter Beruf geworden: "Ich möchte
sozial helfen, etwas weitergeben."
Prof. Jochen Cornelius-Bundschuh, evangelischer Landesbischof Als
evangelischer Landesbischof von Baden steht für Prof. Jochen
Cornelius-Bundschuh fest: Begegnung und Dialog sind in diesen Zeiten
die richtigen Mittel. Er sieht auch die Christen in der Pflicht: "Wir
müssen zeigen, dass das, was wir immer predigen, sich auch im Alltag
bewährt."
Nils Minkmar, Spiegel-Autor
"Kurz vorm Durchdrehen" - so beschreibt Spiegel-Autor Nils Minkmar
die Stimmungslage der Nation. Als politischer Feuilletonist
beobachtet er schon lange unseren gesellschaftlichen Alltag und die
Welt der Politik. Grundsätzlich stellt Minkmar fest: "Wir sind oft
auf die Maximierung des eigenen Vorteils bedacht - alles billiger,
schneller, möglichst jetzt."
Prof. Gerhard Ehninger, kämpft für Mitmenschlichkeit und Toleranz
Aus der schwäbischen Heimat zog es den renommierten Mediziner Prof.
Gerhard Ehninger vor über zwei Jahrzehnten nach Dresden. Heute fühlt
er sich vermehrt fremd in der Stadt. Deswegen krempelt er die Ärmel
hoch, macht sich für Mitmenschlichkeit und Toleranz stark. Ehninger
mahnt: "Der Respekt vor dem Anderen zählt nicht mehr, wir müssen
Anstandsregeln wieder neu erlernen."
Janine Künemund, erhält Drohbriefe aufgrund ihres sozialen
Engagements Dass der Einsatz für Hilfsbedürftige mittlerweile zu
offenen Anfeindungen führen kann, weiß Janine Künemund. Seitdem sie
sich für Flüchtlinge einsetzt, bekommt sie Drohbriefe und anonyme
Anrufe. Künemund traut sich im Dunkeln nicht mehr aus dem Haus, geht
aber trotzdem weiter ihren Weg: "Ich will mich ja auch selbst im
Spiegel angucken können. Niemand soll mit psychologischem Druck
darüber entscheiden, was ich tue und was nicht."
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