(ots) - Die Wähler in Wisconsin haben Donald Trump und
Hillary Clinton einen Denkzettel verpasst. Wenn die Wahlsieger Ted
Cruz und Bernie Sanders aus dem Rausch der Siegesfeier erwachen,
werden sie ernüchtert feststellen, dass sich ihre eigenen Chancen auf
eine Nominierung dadurch trotzdem nicht wesentlich verbessert haben.
Dass der von Cruz enthusiastisch zum "Wendepunkt" stilisierte Triumph
von Wisconsin mehr Wunschdenken als Wirklichkeit ist, könnte sich
schon bald herausstellen. Denn später im Monat wählen mit New York,
Connecticut, Delaware, Maryland, Pennsylvania und Rhode Island eine
Reihe an Bundesstaaten, die als Trump-Hochburgen gelten. Jenseits des
"Spin's", mit dem Cruz und das Partei-Establishment der Republikaner
nun versuchen, das "Enfant terrible" zu stoppen, bleibt Trump der
einzige Kandidat, der eine realistische Chance auf eine Mehrheit an
Parteitags-Delegierten hat. Dafür muss der Nationalist bei den
ausstehenden Vorwahlen nun rund 60 Prozent der Delegierten gewinnen.
New York und Kalifornien fällt dabei eine Schlüsselrolle zu. Das ist
keine unmögliche Aufgabe, aber eine gewaltige Herausforderung. Zumal
es sich Trump seit seinen Äußerungen zur Abtreibung mit den Frauen
endgültig verscherzt hat. Seine Bestrafungsphantasien kommen auch bei
Republikanerinnen nicht gut an. Cruz und John Kasich haben im
Vergleich dazu nicht einmal mehr eine theoretische Möglichkeit, zu
einer eigenen Mehrheit an Delegierten zu gelangen. Sie können nur
noch auf einen "offenen Parteitag" hoffen. Die Wahrscheinlichkeit
dafür ist nach der Schlappe Trumps in Wisconsin deutlich gestiegen.
Trump eine Delegierten-Mehrheit zu verweigern, entpuppt sich als der
kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich dessen Gegner strategisch
verständigen können. So gesehen hat Trump nicht ganz unrecht, wenn er
Cruz ein "trojanisches Pferd" nennt. Die Parteiführung will den
selbstgefälligen Heißsporn aus Texas tatsächlich genauso wenig
aufstellen wie den blondierten Rechtspopulisten. Ein offener
Parteitag brächte in jedem Fall Chaos. Zudem riskierten die
Parteioberen einen Aufstand, falls sie Trump als Kandidaten mit den
relativ meisten Stimmen die Nominierung verweigerten. Egal wie es
ausgeht - der Frankenstein-Kandidat droht seinen Schöpfer zu
zerstören. Der Widerstand gegen das selbst geschaffene Monster kommt
zu spät. Die Partei hätte den Rechtspopulismus in ihren Reihen
niemals hoffähig machen dürfen. Das Ende der Republikanischen Partei
in ihrer bisherigen Gestalt ist näher, als es viele in den Reihen der
US-Konservativen realisiert haben. Für die Demokraten könnte es kaum
besser kommen, als im November gegen einen Kandidaten anzutreten,
dessen Partei von einem Bruderkrieg in Stücke zerrissen zu werden
droht. Damit hätte die mit hohen Negativwerten belastete Hillary
Clinton eine unerwartet gute Chance, ins Weiße Haus zu ziehen. Es sei
denn, Bernie Sanders gelänge vorher noch ein politisches Wunder, das
der Favoritin auf dem Wahlparteitag in Philadelphia die Mehrheit
kostete. Selbst nach dem siebten Sieg in den acht letzten Vorwahlen
in Wisconsin (56 zu 43 Prozent) sieht wenig danach aus. Clinton führt
dank ihrer frühen Siege und den "Super"-Delegierten zu deutlich, um
von dem demokratischen Sozialisten noch eingeholt werden zu können.
Der Wahltag in Wisconsin war ein Warnschuss vor den Bug der
Spitzenreiter bei Republikanern und Demokraten. Die fundamentale
Dynamik des Rennens um die Nominierung hat sich bisher nicht
verändert.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten(at)mittelbayerische.de