(ots) - Kiel/Felde. Knapp zwei Monate nach den Belästigungen
im Kieler Einkaufszentrum Sophienhof droht den vier damals
festgenommenen Asylbewerbern jetzt die Abschiebung. Laut einem
Bericht der "Kieler Nachrichten" wurde bereits am 9. März ein
Bescheid ausgestellt, wonach zwei von ihnen schon in Kürze ausreisen
sollen - es sind allerdings genau die beiden, die nach Informationen
der Zeitung bereits am Abend der Festnahme von den belästigten
Mädchen entlastet worden waren. Die Entscheidung würde eine
sechsköpfige Familie auseinanderreißen, die derzeit in Felde (Kreis
Rendsburg-Eckernförde) wohnt.
Bei den beiden Afghanen aus Felde handelt es sich um die 19- und
26-Jährigen, die von der Polizei zunächst als Hauptverdächtige
bezeichnet wurden. Obwohl sie nach Recherchen der Kieler Nachrichten
bereits am Abend entlastet waren, wurden ihre Namen von einer
Spezialarbeitsgruppe der Polizei an das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge gemeldet, das daraufhin das Asylverfahren beschleunigte.
Bereits am nächsten Tag erhielten die Asylbewerber eine Vorladung.
Die Anhörung wurde auf den 4. März vorgezogen und der Antrag auf Asyl
abgelehnt.
Als Hauptverdächtige gelten inzwischen nur noch zwei 17-jährige
Afghanen aus Kiel-Gaarden. Öffentlich korrigierten Polizei und
Staatsanwaltschaft die Angaben erst am 5. April. Der Kieler
Polizeisprecher Oliver Pohl sprach mit Blick auf die falschen
Informationen über das Alter der Hauptverdächtigen von einem
"bedauerlichen Fehler". Oberstaatsanwalt Axel Bieler bestätigte, dass
gegen die beiden 19- und 26-Jährigen "nichts strafrechtlich
Relevantes" vorliegt. Auch ein fünfter Afghane aus Husum gilt
mittlerweile als entlastet.
Die Asylanträge der zwei mutmaßlichen Haupttäter aus Kiel wurden
ebenfalls abgelehnt. Für beide Jugendliche, die einen Vormund des
Kieler Jugendamtes haben, gebe es aber "Abschiebehindernisse", teilte
die Stadt mit.
Landesinnenminister Stefan Studt (SPD) bestätigte, dass eine
Spezial-Arbeitsgruppe die Polizeidaten aus Kiel an das BAMF
weitergeleitet hatte. Er kritisierte den Umgang mit den afghanischen
Flüchtlingen aus Felde. "Hier hätte mit größerer Sorgfalt abgewogen
werden müssen."
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