(ots) -
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, hat
sich im Interview mit dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" für eine
Initiative der Politik zur Entschädigung der Opfer von
DDR-Zwangsarbeit ausgesprochen. "Das ist ein Thema, das kann nicht
die Deutsche Bahn als Rechtsnachfolger der Reichsbahn alleine
erledigen, sondern das ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, das
auf der politischen Ebene geklärt und weiter verfolgt werden muss",
sagte Grube. Der Bahnchef signalisierte im Interview die
grundsätzliche Bereitschaft seines Konzerns zu Gesprächen über
Entschädigung und zu einer Beteiligung an einem Runden Tisch.
Die Deutsche Bahn hatte in der vergangenen Woche eine
wissenschaftliche Studie zur Zwangsarbeit politischer Häftlinge bei
der DDR-Reichsbahn vorgestellt. Daraus geht hervor, dass Häftlinge in
der DDR für die Reichsbahn unter haarsträubenden Bedingungen
ausgebeutet wurden, um die Planvorgaben des SED-Regimes zu erfüllen.
Ãœber Jahrzehnte hinweg mussten tausende Gefangene Zwangsarbeit
leisten. Außerdem habe die Reichsbahn unter menschenunwürdigen
Bedingungen Gefangene transportiert. Die Fahrten seien besonders
demütigend und quälend gewesen.
Bahnchef Grube dankte "Report Mainz" im Interview ausdrücklich für
die Berichterstattung. Das Politikmagazin hatte 2014 exklusiv über
die Zwangsarbeit bei der Reichsbahn berichtet. "Tagesthemen",
Nachrichtenagenturen und Zeitungen hatten die Berichterstattung
aufgegriffen. "Diese Frage von politischen Gefangenen in der DDR und
ob diese politischen Gefangenen auch für die Reichsbahn gearbeitet
haben, ist mir eigentlich durch Ihren Bericht erst richtig bewusst
geworden, und ich bin durch Ihre Berichterstattung auch persönlich
sensibilisiert worden", sagte Grube. "Es ist ja leider offensichtlich
immer so, dass immer erst mal der Druck von außen an einen
herangetragen werden muss, um dem Thema dann auch die notwendige
Aufmerksamkeit zu schenken, dafür sind wir Ihnen dankbar." Bahnchef
Grube sagte, er habe das Thema nicht mit spitzen Fingern angefasst,
sondern schnell zu seinem eigenen Thema gemacht. "Hier ist Unrecht
geschehen, und über dieses Unrecht müssen wir reden, dieses Unrecht
muss aufgearbeitet werden", betonte Grube im Interview mit "Report
Mainz".
Der Bundesvorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer
Gewaltherrschaft (UOKG), Dieter Dombrowski, sprach sich im Interview
mit "Report Mainz" ebenfalls für eine Initiative der Politik zur
Entschädigung der Opfer von DDR-Zwangsarbeit aus. Nicht nur die
Deutsche Bahn, sondern alle Unternehmen, die von der erzwungenen
Arbeit politischer Häftlinge profitiert hätten, sollten einen Beitrag
leisten. Die Bundesregierung solle hierbei eine Moderatorenrolle
übernehmen. Dombrowski machte sich insbesondere für einen
Härtefallfonds und für Gespräche an einem Runden Tisch stark: "Es
müsste jetzt die Politik eingreifen, um die Unternehmen, die ja alle
bekannt sind, die am innerdeutschen Handel auf der Grundlage von
Zwangsarbeit von Häftlingen beteiligt waren, an einen Tisch zu holen
und mit denen zu sprechen, wie man gemeinsam eine Lösung schaffen
kann, die nicht ein Unternehmen sozusagen an den Pranger stellt,
sondern alle zusammenlegen und sagen, wie können wir den noch
lebenden Opfern helfen, insbesondere den Härtefällen."
Dombrowski würdigte den Umgang der Deutschen Bahn mit diesem
dunklen Kapitel der Konzerngeschichte als vorbildlich: "Ich finde,
die Bahn geht sehr verantwortungsbewusst mit dem Thema Zwangsarbeit
um. Ich bin nach der Präsentation der Expertise der Deutschen Bahn
über die Zwangsarbeit bei der Deutschen Reichsbahn in der ehemaligen
DDR sehr angenehm überrascht, weil ich den Eindruck hatte, dass nicht
nur die Grundlagen gut recherchiert sind, sondern auch, dass der
Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Herr Grube, auch
persönlich hinter den Dingen steht und auch erklärt hat, dass es mit
dieser Buchvorstellung nicht sein Ende haben soll", sagte Dombrowski.
Weitere Informationen unter www.reportmainz.de. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Pressekontakt: "Report Mainz",
Tel. 06131/929-33351.