(ots) - Das 500. Reformationsjubiläum wird ein mutiges
Aufbruchszeichen für Kirche und Gesellschaft. Mit diesem
selbstbewussten Signal haben die Evangelische Kirche in Deutschland
(EKD) und der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) am heutigen
Montag, 9. Mai, in Berlin ihre Planungen für das Reformationsjubiläum
2017 vorgestellt. Ab dem 31. Oktober 2016 werden Menschen aus
Deutschland, Europa und der Welt ein Jahr lang in Festgottesdiensten,
Kirchentagen und Veranstaltungen dem 500. Jahrestag des
Thesenanschlags durch Martin Luther entgegenfiebern. Zur Planung und
Umsetzung zentraler kirchlicher Projekte hatten EKD und DEKT den
Verein "Reformationsjubiläum 2017" gegründet.
Die Feierlichkeiten werden sich deutlich von denen früherer
Jahrhundertfeiern abheben. "Das Reformationsjahr 2017 wird
international und ökumenisch", sagte der Ratsvorsitzende der EKD,
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. "Mit dieser deutlichen
Unterscheidung von allen anderen Jubiläen der vergangenen
Jahrhunderte setzen wir ein Signal der Versöhnung und des Aufbruchs."
Das 500. Reformationsjubiläum werde neu auf Christus hinweisen. "Auch
die Reformatoren wollten keine neue Kirche gründen, sondern auf
Christus verweisen." Er vertraue darauf, dass sich im Jubiläumsjahr
mit seinen zahlreichen Höhepunkten viele Menschen wie einst Martin
Luther von Christus begeistern lassen. "Dann beginnen sie Versöhnung
zu stiften", so Bedford-Strohm. "500 Jahre Reformation zu feiern
heißt dann auch, sich öffentlich einzumischen."
Die Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentages,
Christina Aus der Au, erinnerte daran, dass Reformation immer auch
eine Abkehr von Gewohnheiten und damit einen mutigen Aufbruch
bedeute. "Nur Umdenken und konsequente Entscheidungen können uns
durch krisenhafte Zeiten führen", sagte die Schweizer Theologin vor
dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen.
Mit Blick auf die Kirchentagslosung 2017, "Du siehst mich", erklärte
Christina Aus der Au: "Es ist christliche Ãœberzeugung, genau hinsehen
zu können und hinsehen zu müssen, weil Gott uns zuerst angesehen
hat." Dabei setze der Kirchentag auf Dialog mit anderen Religionen
und Konfessionen, aber auch mit säkularen Menschen. "Auch das Ringen
um eine Sprache, die man hier und jetzt versteht, ist Erbe der
Reformation", so die Kirchentagspräsidentin.
Der Vorsitzende des Leitungskreises Reformationsjubiläum 2017,
Gerhard Robbers, hob die Chance des Reformationsjubiläums hervor,
junge Menschen mit Glaubensthemen anzusprechen: Zahlreiche
Veranstaltungen im Sommer 2017, wie etwa das Konfi- und JugendCamp
für 20.000 Jugendliche, könnten dazu beitragen, eine 'Generation
2017' zu prägen. "Vertrauen und der Mut, Neues auszuprobieren sind
theologische Herzstücke der Reformation", sagte Robbers. Das
KonfiCamp unter das Motto "trust and try" zu stellen, sei eine
Einladung an Jugendliche, "Vertrauen zu wagen - sowohl zu Gott als
auch zu sich selbst und seinen Mitmenschen", so der Minister der
Justiz und für Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz.
Spitzenvertreter der evangelischen und katholischen Kirche werden
im Herbst 2016 zunächst eine Pilgerreise nach Israel und Palästina
unternehmen, um sich an die Quellen und Wurzeln des gemeinsamen
Glaubens erinnern zu lassen. Dieser ökumenische Start wird ergänzt
durch einen ökumenischen Bibelkongress, der am 9. Februar 2017 in
Stuttgart unter dem Leitgedanken "Die Heilige Schrift als Basis des
Christusfestes" stattfindet. Unter dem Stichwort "healing of
memories" feiern katholische und evangelische Kirche am 11. März 2017
schließlich in Hildesheim einen gemeinsamen Buß- und
Versöhnungsgottesdienst.
Die internationale Dimension der Reformation spiegelt sich nicht
zuletzt in den geplanten Großveranstaltungen wider: Am 3. November
2016 startet der Europäische Stationenweg in Genf und knüpft ein Band
zwischen europäischen Städten, die von der Reformation geprägt
wurden. Über Mitteldeutschland mündet der Europäische Stationenweg in
die Weltausstellung Reformation "Tore der Freiheit" in Lutherstadt
Wittenberg (20. Mai bis 10. September 2017). Die Ausstellung, in der
Kirchen, Organisationen, Initiativen und Künstler ihre Sicht auf die
Reformation präsentieren, eröffnet am 20. Mai 2017 die "heiße Phase"
der Jubiläumsfeierlichkeiten.
Einer der Höhepunkte wird das Himmelfahrtswochenende 2017 sein.
Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin ab dem 24. Mai
werden mehr als 100.000 Teilnehmende erwartet. Bei den sechs
"Kirchentagen auf dem Weg" in acht mitteldeutschen Städten (ab 25.
Mai) machen noch einmal so viele Menschen Station auf dem Weg nach
Lutherstadt Wittenberg. Gemeinsam treffen sich die Teilnehmenden der
Kirchentage zum Festwochenende: Hunderttausende werden am Sonntag,
den 28. Mai 2017, auf den Elbwiesen südlich von Lutherstadt
Wittenberg den großen Festgottesdienst mit Abendmahl feiern. Schon ab
Oktober 2016 bietet das 360°-Panorama des Künstlers Yadegar Asisi
"Luther 1517" einen Einblick in das Leben in der damaligen
Universitätsstadt.
Zahlreiche Prominente werden 2017 zu "Reformationsbotschaftern",
ein Pop-Oratorium über Luther tourt durch viele deutsche Großstädte.
All dies erhöht die Aufmerksamkeit für den Start des Jubiläumsjahres.
Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der
Schlosskirche Wittenberg geschlagen haben. Dies gilt als ein
zentraler Ausgangspunkt der weltweiten Reformationsbewegung.
Hannover/Berlin, 9. Mai 2016
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
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