(ots) - Für ein abschließendes Urteil über den elften
Bundespräsidenten ist es zu früh, auf Joachim Gauck warten noch neun
Monate bis zum Stabwechsel. In unruhigen Zeiten wie diesen ist auch
ein Mann, der sich in einem zuvor beschädigten Amt mehr als wacker
geschlagen hat, nicht vor Fehlern oder Missverständnissen gefeit.
Aber verdient gemacht um den Ruf des Staatsoberhaupts hat sich Gauck
bis heute allemal, er hat Maßstäbe gesetzt, parteiübergreifend und im
Volk. Diese Leistung des protestantischen Freidenkers aus Rostock
sollten die Parteien bedenken, wenn sie jetzt daran gehen, dessen
Nachfolge zu regeln. Mit Horst Köhler und Christian Wulff, die beide
aus dem erweiterten Kreis der CDU-Berufspolitiker stammten, hat die
Republik nicht die besten Erfahrungen gemacht. Insofern sollte
besonders Angela Merkel, die Köhler und Wulff einst ins Amt lobte,
Gauck dagegen zunächst zu verhindern trachtete, große Umsicht beim
bevorstehenden Präsidenten-Casting walten lassen. Nur wenn die
Kanzlerin den Weg für eine möglichst breite Unterstützung für das
zwölfte Staatsoberhaupt frei macht, wenn sie den Widerstand in der
Union gegen einen großen Parteienkonsens überwindet und taktischem
Kalkül eine Absage erteilt, kann von der Präsidentenwahl eine
integrierende Wirkung ausgehen. Österreich hat gezeigt, dass die
etablierten Parteien in einem solchen Prozess auch viel falsch machen
können.
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