(ots) -
- Ein Fünftel des aktuellen Umsatzwachstums durch Alterung
- Dienstleister sind "Demografie-Gewinner", Verarbeitendes Gewerbe
weniger optimistisch
- Spürbarer Impuls für mittelständische Investitionen
Der demografische Wandel erweist sich kurzfristig als wichtige
Wachstumsstütze des deutschen Mittelstands: Die kleinen und mittleren
Unternehmen erwarten unter dem Strich ein jährliches Umsatzplus von
24 Mrd. EUR allein aufgrund demografisch bedingter Veränderungen der
Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen. Damit ist gut
ein Fünftel des zuletzt verhaltenen Umsatzwachstums im Mittelstand
(2014: 3,3 %) auf den Bevölkerungswandel zurückzuführen. Dies zeigt
eine aktuelle Sonderauswertung des repräsentativen
KfW-Mittelstandspanels.
"In der Diskussion um den demografischen Wandel stehen vielfach
Schwierigkeiten wie Nachfolgeprobleme oder Fachkräfteengpässe im
Mittelpunkt. Doch das greift zu kurz. Die demografische Entwicklung
bietet auch Wachstumschancen für viele mittelständische Unternehmen",
fasst Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, zusammen.
"So setzt z.B. die wachsende Zahl älterer Haushalte Konsumimpulse,
von denen der Mittelstand aktuell unter dem Strich profitiert."
Die voranschreitende Alterung der Gesellschaft bewirkt
Verschiebungen im gesamtwirtschaftlichen Konsum: Ältere Haushalte
geben zum Beispiel mehr Geld für Gesundheit und Wohnen aus, aber
weniger für Bekleidung und Mobilität. Gleichzeitig vergrößert sich
der "Konsum-Fußabdruck" der Senioren: Erstens steigt der
Bevölkerungsanteil Älterer Jahr für Jahr, zweitens sind sie
kaufkräftiger als vorangegangene Generationen. So ist der Anstieg der
privaten Konsumausgaben während der letzten zehn Jahre fast
vollständig auf die älteren Haushalte zurückzuführen.
Die demografischen Veränderungen der Absatzmärkte erzeugen im
Mittelstand nicht nur Gewinner - doch sie sind klar in der Mehrheit:
Jedes fünfte Unternehmen (ca. 690.000) rechnet mit
Umsatzsteigerungen, während jedes zehnte (ca. 320.000) Einbußen
befürchtet. Die demografiebedingten Umsatzerwartungen unterscheiden
sich deutlich nach Branchen. Im Verarbeitenden Gewerbe überwiegen die
Pessimisten, wohingegen im Dienstleistungssektor die Zuversicht
besonders groß ist.
Unternehmen, die mit sinkender Nachfrage nach ihren Produkten und
Dienstleistungen rechnen, müssen rasch handeln. Denn sind Kunden und
Umsatz erst einmal verloren, ist es schwer, den Rückstand
wettzumachen. Etwa die Hälfte der Mittelständler, die sich zu den
"Demografie-Verlierern" zählen, hält die Überarbeitung ihrer
bestehenden Angebotspalette für entscheidend. Fast ebenso viele
messen der Anpassung des Marketings große Bedeutung bei.
Zwar reagieren nicht alle betroffenen Unternehmen mit
Investitionen auf die demografische Veränderung ihrer Absatzmärkte -
sei es um Umsatzeinbußen zu verhindern oder um steigende Nachfrage zu
bedienen. Doch immerhin 20 % des aktuellen Investitionswachstums im
Mittelstand sind auf Anpassungen an den demografiebedingt veränderten
Konsum zurückzuführen.
"Die demografische Entwicklung setzt aktuell Investitionsimpulse
von fast 3 Mrd. Euro jährlich", sagt Dr. Jörg Zeuner. "Damit haben,
unterstützt von niedrigen Zinsen, die mittelständischen Investitionen
zuletzt die Talsohle hinter sich gelassen, doch der Anteil
investierender Unternehmen stagniert seit Jahren auf niedrigem
Niveau. Weitere Investitionsimpulse sind daher dringend nötig!"
Die Studie "Demografischer Wandel stützt Konsum und
mittelständisches Wachstum" ist abrufbar unter: www.kfw.de/fokus.
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