(ots) - Die Polizei will vorerst keine Angaben zu einem
möglichen Motiv machen. Doch unabhängig davon, ob der Mord die Tat
eines psychisch erkrankten oder eines politisch motivierten Mannes
war, dürfte der Vorfall eine Rolle in der Brexit-Debatte spielen. Die
Welle der Sympathie, die sich jetzt Bahn bricht für eine Frau, die
sich passioniert für den Verbleib in der EU eingesetzt hat, wird
ihren Eindruck auf unentschlossene Wähler, von denen es noch viele
gibt, nicht verfehlen. Dazu wirft die Tat ein Licht auf den Ton der
Brexit-Debatte, der in den letzten Wochen immer schriller wurde.
Tatsächlich sind im Laufe des Referendums Töne zu hören gewesen, die
man sich in einer aufgeklärten Demokratie nicht wünschen kann. Gerade
Vertreter des euroskeptischen Lagers müssen sich da einiges vorwerfen
lassen. Ob es der Justizminister Michael Gove ist, der applaudierend
feststellt, dass die Leute "genug von Experten haben", worunter seine
Zuhörer augenzwinkernd auch Abgeordnete verstehen sollten, oder ob es
der rechtspopulistische Ukip-Chef Nigel Farage ist, der sich darüber
freute, dass "die Bürger der politischen Klasse den Stinkefinger
zeigen": Solche Parolen vergiften die politische Atmosphäre. Auch die
Angriffe gegen sogenannte "Eurokraten", die in Brüssel eine Diktatur
aufgebaut haben sollen und die britische Demokratie in ihren
Grundfesten bedrohen, oder die Attacken auf heimische Politiker, die
als Lügner oder selbstsüchtige Kollaborateure angefeindet werden,
überschreiten ein vertretbares Maß.
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