(ots) - Nachdem Bundeswehrsoldaten vor einer
Woche beim "Tag der Bundeswehr" in Stetten Kinder an
Maschinenpistolen hantieren ließen, ist es am Sonntag zu einem
ähnlichen Vorfall gekommen: Beim "Tag der offenen Tür" in der
Ostmark-Kaserne in Weiden in der Oberpfalz durften Kinder auf Panzer
klettern und Panzerfahrten mitmachen.
"Kleine Kinder und Jugendliche kletterten auf Kampfpanzer und
guckten durch das Zielfernrohr", sagt Michael Schulze von Glaßer von
der "Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen" (DFG-VK), der vor Ort war. "Soldaten halfen
ihnen beim Einstieg und erklärten das Kriegsgerät. Auf
Fuchs-Transportpanzern und Marder-Schützenpanzern konnten Kinder und
Jugendliche sogar mit durchs Gelände fahren." Ob die Bundeswehr dabei
wirklich nur Personen ab 14 Jahren mitgenommen hat, wie es eine
Richtlinie des Verteidigungsministeriums vorschreibt, ist fraglich,
einige Kinder auf den Fotos sehen jünger aus. "Die Bundeswehr nutzt
die Technikbegeisterung und Abenteuerlust von Kindern und
Jugendlichen aus, um Nachwuchs zu werben. Das ist inakzeptabel", so
Michael Schulze von Glaßer.
"Kasernen sind kein Spielplatz, Panzer kein Spielzeug", sagt Ralf
Willinger vom Kinderhilfswerk terre des hommes, Sprecher des
Deutschen Bündnis Kindersoldaten. "Statt immer mehr Geld für
Militärwerbung bei Kindern auszugeben und immer mehr minderjährige
Soldaten einzustellen, sollte die Bundeswehr die Kinderrechte achten
und endlich die Empfehlungen des UN-Ausschusses für die Rechte des
Kindes umsetzen. Dieser hat Deutschland mehrfach aufgefordert, das
Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben und Militärwerbung bei
Kindern und Jugendlichen zu verbieten."
"Kinder und Jugendliche sind beeinflussbarer und verletzlicher als
Erwachsene, sie brauchen besonderen Schutz", sagt Frank Mischo von
der Kindernothilfe, Sprecher des Bündnis Kindersoldaten. "Die
Bundeswehr sollte deshalb per Erlass dafür sorgen, dass Kinder weder
mit Handfeuerwaffen noch mit größeren Waffensystemen wie Panzern
direkt in Kontakt kommen. Computerspiele, in denen man Panzer fahren
kann, sind vom Alter her indiziert - dasselbe sollte erst recht für
reale Panzer gelten."
Der Personalwerbetat der Bundeswehr hat sich innerhalb von sieben
Jahren fast verzehnfacht, von 3,8 Millionen Euro (2008) auf 35,3
Millionen Euro (2015). Zudem werden immer mehr 17-Jährige als
Soldaten eingestellt: Der Rekordwert von 2015 waren 1.515 Mädchen und
Jungen. Sie erhalten dieselbe militärische Ausbildung an der Waffe
wie Erwachsene, haben dieselben Arbeitszeiten wie diese und werden
zusammen mit Erwachsenen untergebracht. Der gesetzliche Jugendschutz
gilt für sie nicht, spezielle Maßnahmen zum Schutz vor sexuellem
Missbrauch gibt es nicht.
Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten und seine zehn
Mitgliedsorganisationen setzen sich in Deutschland und anderen
Ländern dafür ein, dass keine Kinder unter 18 Jahren zum Militär oder
bewaffneten Gruppen rekrutiert werden. Deutschland ist eines von
wenigen Ländern weltweit, in denen die staatliche Armee weiter unter
18-jährige als Soldaten rekrutiert. Viele Mitgliedsorganisationen des
Deutschen Bündnis Kindersoldaten unterstützen Hilfsprojekte für
Kindersoldaten in Asien, Afrika und Lateinamerika.
Die zehn Mitglieder des Deutschen Bündnis Kindersoldaten sind:
Kindernothilfe, World Vision, terre des hommes, Unicef Deutschland,
Aktion Weißes Friedensband, missio, Deutsche Friedensgesellschaft,
Quäker-Hilfe Deutschland, Netzwerk Afrika-Deutschland, Lutherischer
Weltbund.
Weitere Infos zum Deutschen Bündnis Kindersoldaten:
www.kindersoldaten.info
Fotos zur freien Verwendung (Quellenangabe: DFG-VK) finden Sie
unter:
http://ots.de/1FMCP
Die Gesichter der Kinder wurden aus Gründen des Kindesschutzes
verpixelt.
Kontakt:
Ralf Willinger, terre des hommes, 0541-7101-108, r.willinger(at)tdh.de
Frank Mischo, Kindernothilfe, 0163-2344357, Frank.Mischo(at)knh.de
Michael Schulze von Glasser (ab 14 Uhr), DFG-VK, 0176-23575236,
svg(at)dfg-vk.de