(ots) - Das Bundesamt für Verfassungsschutz gerät wegen
seines früheren Spitzels Corelli weiter unter Druck.
Wie das rbb-Inforadio aus Sicherheitskreisen erfuhr, wurden
mehrere Handys, die der V-Mann zwischen 2007 und 2011 benutzt hat,
bisher nicht - oder zumindest nicht vollständig - ausgewertet. Damit
stellt sich die Frage möglicherweise neu, ob Corelli doch
Verbindungen zum NSU-Trio gehabt haben könnte.
Corelli alias Thomas Richter war über fast zwei Jahrzehnte einer
der Top-Spitzel des Verfassungsschutzes in der rechtsextremistischen
Szene, bis er 2012 enttarnt wurde. Zwei Jahre später war er an einer
unerkannten Diabetes-Erkrankung im Alter von 38 Jahren verstorben. Zu
diesem Zeitpunkt befand er sich in einem Zeugenschutzprogramm,
ausgestattet mit einer neuen Identität.
Die Umstände seines Todes und die Frage, ob er Verbindungen zum
NSU gehabt hat, waren von einem Sonderermittler des Bundestages
untersucht worden, dem ehemaligen Grünen Bundestagsabgeordneten Jerzy
Montag. Montag hatte seinerzeit keinen Hinweis auf Verbindungen
zwischen Corelli und dem NSU-Trio gefunden, nachdem Beate Zschäpe,
Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in den Untergrund gegangen waren.
Seinen Bericht hatte er vor einem Jahr vorgelegt.
Mittlerweile ist jedoch klar, dass Montag nicht Zugang zu allen
Informationen hatte: Ende Mai waren im Bundesamt für
Verfassungsschutz ein Handy und fünf SIM-Karten aufgetaucht, die
Corelli benutzt hatte - allerdings erst nach seiner Enttarnung und
als es das NSU-Trio bereits nicht mehr gab. Sie werden zur Zeit beim
Bundeskriminalamt ausgewertet.
Der Bundestag hatte daraufhin seinen Sonderermittler Montag wieder
eingesetzt. Auch das Bundesinnenministerium hatte einen eigenen
Ermittler zum Bundesamt für Verfassungsschutz geschickt. Die
Untersuchungen laufen noch und sie erhalten aufgrund der neuesten
Erkenntnisse zusätzliche Brisanz. Die Handys, um die es nun geht, und
auf denen sich offenbar noch Daten befinden, die nicht ausgewertet
worden sind, wurden von Corelli in dem Zeitraum genutzt, als das
NSU-Trio bereits im Untergrund war.
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