(firmenpresse) - Bonn/Berlin - Das Bild der sozialen Lage in Deutschland ist grau gefärbt: Zu diesem Befund kommt der Datenreport 2004, der in Berlin vorgestellt wurde. Die aktuelle Datensammlung des Statistischen Bundesamtes und anderer Institute basiert auf Zahlen des Jahres 2002 und kombiniert dieses Zahlenwerk mit Erkenntnissen der Umfrage- und Sozialforschung. Das Kompendium erscheint bereits in der zehnten Ausgabe seit 1983. Nicht nur die Debatten über die Arbeitsmarktreformen der Bundesregierung (Hartz IV) belegen: Der Spalt zwischen Ost- und Westdeutschland wird wieder grösser. Besonders deutlich erkennt man dies beim Blick auf die gemeinsame Staatsform der Deutschen. Die Hälfte der Ostdeutschen zweifelt an der Demokratie und fast 80 Prozent halten den Sozialismus weiterhin für eine gute Idee. Im Westen akzeptieren immerhin 80 Prozent der Menschen die Demokratie.
Deutschland ist endgültig im europäischen Mittelfeld angelangt, so die Analyse der Studie. Dies gilt mittlerweile auch für den materiellen Lebensstandard. Nur die "gefühlte" Unzufriedenheit der Bürger mit ihrem eigenen Leben sichert den Deutschen einen europäischen Spitzenplatz. Nur Italiener, Franzosen, Griechen und Portugiesen schauen noch griesgrämiger in die Zukunft. Der Datenreport erkennt eine Tendenz hin zu sozialer Ungleichheit und Armut. Heinz-Herbert Noll, einer der Autoren der Untersuchung, erwartet, dass die Gesundheitsreform sowie die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe die Lage noch verschärfen könnten. Die Studie basiert auf Daten des Jahres 2002 und kann die realen und mentalen Auswirkungen der Reformen noch nicht ausweisen. Ein erfreulicheres Ergebnis der Studie: Die Bundesbürger verfügen immer noch über recht viel Geld, um sich ein umfangreiches Freizeitprogramm mit Sport, Unterhaltung und Kultur zu leisten.
Fachleute wenden sich dagegen, auf der Basis dieses Datenreports nun wieder zu nationalen Nabelschau überzugehen. "Deutschland hat ein Optimismusdefizit und ein Zuviel an Pessimismus und Schwarzmalerei. Uns geht es immer noch vergleichsweise gut. Wir haben es doch nach dem Zweiten Weltkrieg auch geschafft. Und die skandinavischen Länder und Grossbritannien haben sich vor einigen Jahren ebenfalls entschieden geschüttelt und die überflüssigen Pfunde eines aus dem Leim geratenen Wohlfahrtsstaates abtrainiert", lautet der Rat von Michael Müller, Wirtschaftssenator des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de und Geschäftsführer der a & o after sales und onsite services GmbH in Neuss http://www.ao-services.de. Zwar freue ihn, so der Mittelständler, dass der durchschnittliche Haushalt pro Monat 225 Euro für Freizeit und Kultur ausgeben könne. "Ich bin aber nicht so begeistert, dass laut Datenreport die sinkenden Wochenarbeitszeiten in Deutschland den Spielraum für Freizeitaktivitäten erweitert haben. Wohlstand und Wohlbefinden resultieren aus Arbeit. Daher brauchen wir in den nächsten Jahren eindeutig mehr Arbeit und weniger Freizeit", kommentiert der Neusser Unternehmer.