(firmenpresse) - Bonn/Düsseldorf - Die für Breitbandzugänge eingesetzte Technik hängt von Wirtschaftlichkeitsberechnungen ab. So konnten sich in den letzten Jahren Alternativen zum DSL-Zugang der Deutschen Telekom http://www.telekom.de in Deutschland nicht entwickeln, da die geringen Margen für den Zugang und den Bandbreitenverkehr die Investitionen in eine zweite oder dritte Technologie unmöglich machten. Besonders der kaum verbreitete Internet-Zugang über digitales Kabelfernsehen wie auch die bereits vom Markt verschwundene Digital Powerline über die Stromversorgung zeugen davon. Auf der Grundlage ihrer breit ausgebauten Infrastruktur konnte die Telekom mit ihrem DSL-Angebot den Markt in den ersten Verbreitungsphasen für Breitbandzugänge praktisch allein sättigen. Wie schnell und innovativ die Verbreitung von Breitbandzugängen voranschreitet, ist eine Frage der weiteren, aggressiven Vermarktung und der nächsten Technologiewellen in der Telekommunikation. Dass derzeit der Markt für Breitbandzugänge in Bewegung kommen kann, spiegelt sich auch in den Aktivitäten der Telekom wider.
In der Praxis setzen heute in Deutschland die meisten alternativen Anbieter von DSL-Zugängen auf Leistungen des Exmonopolisten auf. Das betrifft die entbündelte Anschlussleitung und die Zuführung des Datenverkehrs. Zwar hat die Telekom noch einen Marktanteil von rund 90 Prozent bei den DSL-Anschlüssen, will aber jetzt präventiv weitergehenden Erfolgen der Wettbewerber zuvorkommen und hat bei der Regulierungsbehörde (RegTP) http://www.regtp.de die Erhöhung der Entgelte für Zisp beantragt. Zisp, die Zuführung des Online-Datenverkehrs von T-DSL-Nutzern für Internet Service Provider, soll von 0,63 Euro je Bandbreiteneinheit von 10 kbit/s auf 1,55 Euro erhöht werden. Bereits 2003 hatte die Telekom einen Preis von 1,40 Euro je Bandbreiteneinheit gefordert, scheiterte aber beim Regulierer. Sollte die Telekom dieses Mal Erfolg haben, würden sich die Flat Rate Tarife der Wettbewerber erheblich verteuern. Brancheninsider befürchten negative Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des deutschen DSL-Marktes, sollte dem Telekom-Antrag jetzt statt gegeben werden. Das wäre "fatal für den Wettbewerb im deutschen Breitbandmarkt", urteilt Alwin Mahler, Vice President Strategie bei Telefonica in Deutschland http://www.telefonica.de/ .
Der Plan der Telekom, die Preise für DSL-Vorleistungen zu erhöhen, würde auch den Wettbewerb durch öffentliche WLAN Hotspots begrenzen. Zwar möchte die Telekom selbst ein ausgebautes Public WLAN Angebot etablieren, aber diese Technik bietet auch den Wettbewerbern die Möglichkeit, mit geringen Kosten in den Innenstädten eine Alternative zu Telekom-DSL aufzubauen. Allerdings benötigen WLAN Hotspots bei der geringen Reichweite eine ausgebaute DSL-Infrastruktur, um den Zugang zu einem Internet-Backbone herstellen zu können. Deutlich erhöhte Preise für das DSL-Vorprodukt würden daher auch den WLAN-Ausbau bremsen. Omar Khorshed, Vorstandsvorsitzender der acoreus AG http://www.acoreus.de in Düsseldorf, die auf Abrechnungsdienste rund um Telekommunikation spezialisiert ist, hält eine fast flächendeckende Versorgung mit Breitbandzugängen zu angemessenen Preisen für eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Deutschland im TK- und Internetbereich innovativ bleibt: "Die Einschränkung des Wettbewerbs, die sich aus höheren Entgelten zwangsläufig ergibt, würde bedeuten, dass der weitere Breitbandausbau praktisch von den Amortisationsberechnungen der Telekom abhängig ist. Wir müssen aber den deutschen Markt offen halten sowohl für neue Investoren wie auch für neue Technologien. Die sich entwickelnde Konvergenz von Sprach- und Datennetzen wie auch von Festnetz- und Mobilfunk wird im grossen Masse vom Wettbewerb forciert. Findet dieser Wettbewerb nicht statt, werden wir den internationalen Entwicklungen hinterherlaufen."
Weitere Hoffnungen setzt die Branche in zukünftige drahtlose Zugangstechnologien wie WiMAX, den so genannten Broadband Wireless Access. Im Unterschied zu WLAN überbrückt WiMAX viel grössere Distanzen und eignet sich damit besonders für Ballungszentren. Die neuesten Prognosen von Park Associates http://www.parkassociates.com und der META Group http://www.metagroup.com/ sehen schon für 2006 eine deutliche Verbreitung von WiMAX in den USA voraus, und unterstellen auch, dass in Europa die Voraussetzungen für einen schnellen Markterfolg von WiMAX gegeben sind. Hat WiMAX erst einmal eine kritische Masse im Markt erreicht, werden Erweiterungen des Standards diesen drahtlosen Breitbandzugang ähnlich einsetzbar machen wie Mobilfunkprotokolle. "Die Trennung zwischen dem drahtlosem Festnetzanschluss, der zunächst einmal von seinen Charakteristika her ein Festnetzanschluss bleibt, und den Mobilfunkdiensten werden verschwimmen. IP-Telefonie über drahtlose Breitbandzugänge kann dann genauso wie die heute bekannte Mobilfunktelefonie eingesetzt werden", prophezeit Khorshed. Ein Einfrieren des Wettbewerbs im DSL-Endkundengeschäft könnte sogar die Einführung von WiMAX in Deutschland beschleunigen, mutmasst der acoreus-Chef, da in diesem Fall im Unterschied zu WLAN die Abhängigkeit von DSL-Anschlüssen umgangen werden kann.