(ots) - Die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico
international kritisierte auf ihrer heutigen Jahrespressekonferenz,
dass die aktuelle Politik der deutschen Bundesregierung nicht
Fluchtursachen bekämpfe sondern Flüchtlinge.
"Es gibt keine Flüchtlingskrise, sondern eine Systemkrise. Flucht
und Migration sind das Ergebnis ungerechter globaler Verhältnisse, in
denen ökonomische Interessen über die Rechte der Menschen
dominieren", sagt medico-Geschäftsführer Thomas Gebauer. Ohne globale
Umverteilung seien alle Programme zur Reduzierung von Fluchtursachen
zum Scheitern verurteilt und letztlich nur "sinnloses Herumdoktern an
den Symptomen".
Ramona Lenz, Referentin für Flucht und Migration, kritisierte
weiter die Instrumentalisierung der Entwicklungshilfe für die
europäische Abschottungspolitik: "Um die Flüchtlinge unsichtbar zu
machen, sollen die Grenzen Europas bis in den Sudan oder Eritrea
ausgelagert werden. Mit viel Geld delegiert die EU
Menschenrechtsverletzungen und die Errichtung von abschreckenden
Lagern an außereuropäische Staaten." Diese Externalisierungspolitik
werde neue Fluchtursachen schaffen, wenn sie Diktaturen stärkt oder
Entdemokratisierung duldet, wie beispielsweise durch den Deal mit der
Türkei.
Die Summe der Spenden, die medico international 2015 erhalten hat,
beläuft sich auf rund 6 Millionen Euro. Das bedeutet eine Steigerung
im Vergleich zu 2014 um 7,2 %, womit sich der Trend der letzten Jahre
fortschreibt. Die Zuschüsse von öffentlicher Seite erhöhten sich im
Berichtsjahr um 10,8 % auf ca. 4,4 Millionen und liegen damit aber
noch immer nicht in einem Bereich, in dem sie die Unabhängigkeit von
medico gefährden würden. Auch im Jahr 2015 erhielt medico das
Spendensiegel des "Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen"
(DZI).
Insgesamt konnte die Hilfsorganisation im vergangenen Jahr wieder
deutlich mehr als 100 Projekte in 28 Ländern fördern. "Wir
exportieren nicht Hilfsgüter oder Personal, sondern fördern lokale
Partnerorganisationen vor Ort. Die Idee, die uns verbindet, ist die
Idee einer Welt, in der niemand mehr aufgrund von Krieg, Hunger oder
zerstörter Lebensbedingungen zur Flucht gezwungen wird, denn nur so
ist das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankerte
Recht auf Freizügigkeit vollkommen", erläutert Pressesprecherin Katja
Maurer.
Der medico-Jahresbericht ist abrufbar unter:
https://www.medico.de/material/jahresbericht/
Für Nachfragen:
Bernd Eichner, medico-Pressereferent: Tel. 069/944380 oder
presse(at)medico.de