(ots) - Ehemaliger Staatskonzern soll Monopolstellung
ausnutzen, um Wettbewerber auszubooten
Berlin, 14. Juli 2016 - Die Deutsche Post kämpft mit harten
Bandagen um ihr Geschäft mit Identifikationsverfahren im
Online-Banking. Der einstige Staatskonzern soll sein Monopol bei der
bisher üblichen Legitimation in Postfilialen (Post-Ident) nutzen, um
neue Wettbewerber mit Video-Verfahren aus dem Markt zu drängen,
erfuhr das Wirtschaftsmagazin 'Capital' aus Bankenkreisen (Ausgabe
08/2016, EVT 21. Juli). Sollten Banken nicht zum neuen Video-Angebot
der Post wechseln, würden die Kosten für das Post-Ident-Verfahren
steigen, hieß es.
Intern ist bei Banken von "einer Art Erpressung" die Rede. Die
Post biete einen Kombivertrag für beide Dienstleistungen an. Ein
Kartellrechtsanwalt hält das für "wettbewerbswidrig". Auf
'Capital'-Anfrage widersprach die Post und erklärte, ihr Angebot
befinde sich "unserer Ãœberzeugung nach" im Einklang mit dem
Wettbewerbsrecht.
Ein Ident-Verfahren ist immer dann nötig, wenn man online ein
Konto eröffnen oder einen Kredit beantragen will. In dem Markt werden
jährlich rund 200 Mio. Euro Umsatz gemacht. Noch gehen etwa
80 Prozent der Kunden in die Postfilialen, um sich zu
identifizieren. Doch das Verfahren per Video wird immer beliebter und
gilt als sicherer. Das Video-Ident-Verfahren wurde im Frühjahr 2014
von der Bafin zugelassen.
Als Pionier gilt die Berliner WebID Solutions. Dem FinTech hatte
die Post ein Kaufangebot unterbreitet, doch es lehnte ab. Jetzt
befürchtet Geschäftsführer Franz Thomas Fürst vom Markt verdrängt zu
werden. "Es ist traurig, wenn die jahrelange Arbeit innovativer
FinTechs von dem Monopolisten zunichte gemacht werden soll", sagte er
gegenüber 'Capital'. Ende Juni wechselte die Wüstenrot zur Post, am
23. Juli folgt die ING-DiBa. Angaben zu den Gründen des Wechsels
wollten die Institute nicht machen.
Erst Ende Juni wurden Vorwürfe in einem anderen Bereich gegen die
Post laut. Die Bundesnetzagentur wirft dem Dax-Konzern Dumping bei
Werbe-Briefen vor. Die Preise der Post würden den Markt teilweise um
mehr als die Hälfte unterbieten, kritisiert die Bundesbehörde. Ziel
sei es, Wettbewerber vom Markt zu verdrängen.
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