(ots) - Fast vier Jahrzehnte ist es her, dass der frisch
gewählte polnische Papst Johannes Paul II. mit einer ebenso knappen
wie radikalen Botschaft in seine Heimat reiste: "Fürchtet euch
nicht!", rief er 1979 Hunderttausenden Gläubigen zu, und die nahmen
ihn beim Wort. Im Jahr darauf überwanden die Polen ihre Angst und
entfesselten den Solidarnosc-Aufstand. Die Revolte ebnete den Weg zur
Zeitenwende von 1989 und damit, so schien es, in eine bessere und
friedvollere Welt. Inzwischen hat uns die Wirklichkeit längst eines
Schlechteren belehrt. Terror, Kriege, Flüchtlingsströme, Amokläufe:
Die Welt scheint 2016 aus den Fugen geraten zu sein. Eine
apokalyptische Angst geht um und hält viele Menschen in ihrem
Klammergriff. Kaum eine Maxime könnte deshalb aktueller sein als eben
das Jesus-Wort: "Fürchtet euch nicht!" Wenn Papst Franziskus zum
Weltjungendtag nach Polen reist, dann wird er mutmaßlich genau diese
Botschaft verbreiten. Er knüpft dabei an seinen großen Vorvorgänger
an, insbesondere was seinen Mut anbelangt, sich wirkmächtigen
gesellschaftlichen Stereotypen entgegenzustellen - im Zeichen der
Barmherzigkeit. Vor allem in der Flüchtlingskrise hat Franziskus
gezeigt, dass ihm die Hinwendung zu den Schwachen unendlich viel
wichtiger ist als jede politische Rücksichtnahme. Er hat damit eine
urchristliche Tugend gezeigt: schlichte Nächstenliebe, selbst gegen
den Willen der Mächtigen und der Mehrheit, wie sie sich gerade auch
im erzkatholischen Polen offenbart. Fürchtet euch nicht: Kann ein
Papst die Menschen mit dieser Botschaft im Sommer 2016 noch
erreichen? Wenn ja, so wäre dies ein wichtiges Zeichen der Hoffnung
inmitten eines gefühlten Weltuntergangs.
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