(ots) - Hillarys letzte Hürde
von Martin Anton
Schmutz, Geifer, Ignoranz und persönliche Angriffe - Hillary
Clinton kann sich in den kommenden Wochen bis zur
US-Präsidentschaftswahl auf eine Schlammschlacht einstellen. Zwischen
der frisch auf dem Nominierungsparteitag der Demokratischen Partei
gekürten Kandidatin und ihrem historischen Schritt ins Weiße Haus
steht der unwahrscheinlichste Konkurrent. Und obwohl sie Donald Trump
offensichtlich überlegen ist, droht Clinton im November eine
Niederlage. Denn trotz aller Vorbehalte bei der Republikanischen
Partei gegen ihren Kandidaten hat sich beim Parteitag der "Grand Old
Party" gezeigt, dass es einen gemeinsamen Nenner gibt, mit dessen
Hilfe der Populist die Republikaner hinter sich versammeln kann: Die
Abneigung gegen Hillary Clinton, die, selbst für den zuweilen
überemotionalisiertem US-Politikbetrieb unüblich, wie genuiner Hass
wirkt. Entsprechend kann sich Clintons Team auf einen schmutzigen,
schamlosen Wahlkampf jenseits der Grenzen des guten Geschmacks
einstellen. Zwar hat sich ihr Widersacher auf dem Parteitag der
Republikaner für seine Verhältnisse gemäßigt gezeigt. Dennoch werden
in den kommenden Wochen alle tatsächlichen und vermeintlichen
Verfehlungen Clintons der vergangenen Jahrzehnte ausgegraben. Die
Republikaner werden mit ihr als Stellvertreterin der Obama-Regierung
abrechnen und natürlich die aktuellen Lieblingsthemen ihrer Gegner,
Bengasi-Angriff und E-Mail-Affäre, bis aufs letzte ausreizen. Die
erste Präsidentschaftskandidatin der US-Geschichte muss entscheiden,
inwieweit sie sich auf die bevorstehende Schlammschlacht einlässt.
Ihr Gegner bietet sicherlich genug Angriffsfläche. Abgesehen von den
ethischen Aspekten einer solchen Kampagne, stellt sich die Frage, ob
Clinton diesen Kampf mit dem Weltmeister der Tiefschläge überhaupt
gewinnen kann oder ob sie sich nicht besser auf ihre zweifellos
vorhandene Erfahrung und Sachkompetenz konzentrieren und Trump so -
beispielsweise in den TV-Duellen - bloßstellen sollte. Im
Vorwahlkampf der Republikaner blieben allerdings beide Strategien
erfolglos. Ein weiteres Dilemma für Clinton ist die inhaltliche
Ausrichtung ihres Wahlkampfes. Soll sie die jungen Demokraten, die
bis zum Schluss ihrem Konkurrenten Bernie Sanders die Treue hielten,
umwerben? Oder verprellt ein solch potenzieller Schwenk nach links
die Wechselwähler? Auch die nach wie vor starke Anti-Trump-Fraktion
der republikanischen Wähler könnte Clinton trotz ihrer Unbeliebtheit
versuchen zu umgarnen. Gleichzeitig darf sie sich nicht zu sehr in
taktischen Erwägungen verstricken, will sie die erste Präsidentin der
Vereinigten Staaten werden. Schließlich hat sie auch außerhalb des
republikanischen Lagers den Ruf als kühle Machtpolitikerin, die alles
dafür tun würde, ihr Ziel zu erreichen. Dass sie auch deswegen
gehasst wird, zeigt, dass die Wahl einer Frau in das höchste
politische Amt der USA auch im Jahr 2016 alles andere als
selbstverständlich ist. Denn ein männlicher Kandidat - wie
beispielsweise Trump - würde für ähnliches Verhalten als
hervorragender Stratege gelobt. Doch die bevorstehende Wahl ist nicht
nur wegen Hillary Clintons Kandidatur bereits jetzt schon eine
historische. Bei einem gar nicht so unwahrscheinlichen Sieg von
Donald Trump würde ein Außenseiter ohne jegliche politische Erfahrung
zum US-Präsidenten. Mehr noch, hat seine Art des Wahlkampfs Erfolg,
würde das die ohnehin immer weniger auf Inhalte und immer mehr auf
Populismus und Macht ausgerichtete politische Landschaft auf
Jahrzehnte hinaus verändern - nicht nur in den USA.
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