(ots) - Die Republikaner haben aus politischem Kalkül
heraus über Jahrzehnte ein intellektuellen-feindliches Klima
kultiviert. Damit sicherten sie sich die Stimmen der weißen
Unterschicht und der christlichen Fundamentalisten, die sich von den
Ressentiments gegen "Washington" und "Harvard" angesprochen fühlten.
Doch weder Richard Nixon, der sich zum Sprachrohr der "schweigenden
Mehrheit" stilisierte, noch Ronald Reagan, der gerne über eine
"kleine Elite in einer fernen Hauptstadt" herzog, die alles besser
wüsste, und selbst George W. Bush, der den Polit-Cowboy raushängen
ließ, waren dumm. Republikanische Präsidenten gaben sich oft
volkstümlich, regierten aber sehr viel gewiefter, als ihnen zuweilen
unterstellt wurde. Nixon legte seine Außenpolitik in die Hände Henry
Kissengers. Reagan beschäftigte führende Experten konservativer
Denkfabriken in seiner Regierung und Bush junior umgab sich mit einer
Phalanx an neokonservativen Intellektuellen. Jetzt hat die "Partei
der Dummen", wie die Demokraten ihre Konkurrenz wenig schmeichelhaft
brandmarkten, jemanden aufs Schild gehoben, auf den die Beschreibung
tatsächlich passt. Donald Trump ist ein Ignorant, der in seinem
erwachsenen Leben nach Aussagen des Ghostwriters seines Bestsellers
"The Art of the Deal", Tony Schwartz, nicht ein einziges Buch gelesen
hat. Trump wusste bis kurz vor der Abstimmung nicht, worum es beim
"Brexit" überhaupt ging, kann Kurden und die republikanische
Elitegarde des Iran nicht auseinanderhalten und denkt, die
US-Verfassung habe zwölf Artikel. Darüber hinaus fehlt Trump jeder
moralische Kompass. Er verrät seine Freunde in der NATO, lädt
Russland zur Spionage gegen seine politische Konkurrenz ein und
schmäht die Eltern eines gefallenen Kriegshelden. Ganz zu schweigen
von seinen Ausfällen gegen Fremde und Frauen. Schließlich hat der
Rechtspopulist ein gestörtes Verhältnis zur Wahrheit. Was nicht sein
darf, das kommt in Trumps Welt auch nicht vor. Selbst wenn es sich um
Worte handelt, die er selber gesprochen hat. Beispiel Putin:
Vergangenen Mittwoch behauptete Trump auf einer Pressekonferenz in
Florida felsenfest, er habe Putin "nie" getroffen und kenne ihn
nicht. Im November vergangenen Jahres brüstete er sich dagegen mit
seinen persönlichen Kontakten zu dem russischen Autokraten. Ein Jahr
früher gab er vor dem National Press Club sogar damit an, Putin in
Moskau getroffen zu haben. "Er hätte nicht netter sein können."
Dummheit kombiniert mit Unehrlichkeit und Gewissenlosigkeit ergeben
eine gefährliche Mixtur, die etwas grundlegend anderes ist, als die
jahrzehntelange Maskerade der Republikaner. Für die Konservativen
schlägt nun die Stunde der Wahrheit. Wollen sie sich zum
Steigbügelhalter für einen dünnhäutigen Narzissten mit autokratischen
Tendenzen machen, der die amerikanische Demokratie im Kern bedroht?
Oder beweisen sie Größe, indem sie dem beratungsresistenten
National-Chauvinisten die Gefolgschaft verweigern? Die Antwort sollte
spätestens nach Trumps Ausfällen der vergangenen Tage nicht schwer
fallen. Wer die trauernde Mutter eines gefallenen Kriegshelden
angreift, dem fehlt nicht nur das Herz, sondern die charakterliche
Eignung für das wichtigste Amt der Welt. Paul Ryan, John McCain und
ein paar andere reputable Führer der Republikaner sollten endlich den
Mut finden, sich von diesem Demagogen loszusagen. Wie die HP-Chefin
Meg Whitman, die weiß, dass die Konservativen vier Jahre Hillary
Clinton im Weißen Haus verkraften können.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten(at)mittelbayerische.de