(ots) - "Wir schaffen das!", sagte Angela Merkel vor knapp
einem Jahr, als immer mehr Flüchtende Deutschland erreichten. Eine
enorme Herausforderung für die ganze Gesellschaft. Dabei spielten und
spielen Journalisten eine wichtige Rolle. "Zapp" fragt am Mittwoch,
10. August, 23.15 Uhr im NDR Fernsehen: Wie haben sie diese Aufgabe
bewältigt? Wo lagen die Schwierigkeiten?
Martin Kaul schrieb für die taz in Budapest am Bahnhof Keleti über
das Leid der Flüchtlinge. Er führt die anfänglich starke
"Willkommenskultur" in den Medien auf die starke emotionale
Beteiligung vieler Journalisten selbst zurück: "Wir waren medial
getragen von Euphorie. Wir hatten plötzlich die Idee eines
humanitären Europas, eines gastfreundlichen Deutschlands
zurückgewonnen, die viele vielleicht auch verloren hatten."
Die ARD-Korrespondentin Susanne Glass kritisiert stattdessen: "Wir
haben uns einen Bärendienst erwiesen, indem wir durchgesendet haben -
Emotion statt Analyse". Sie steht aber heute noch dazu, nicht nur
berichtet, sondern auch geholfen zu haben. Es sei "zynisch,
Notleidenden nicht zu helfen".
Der Medienforscher Prof. Michael Haller hat die
Flüchtlingsberichterstattung analysiert. Das vorläufige Ergebnisse
seiner noch nicht publizierten Studie geht mit den Journalisten hart
ins Gericht: "Bis in die Weihnachtszeit wurde das prekäre Verhalten
vieler junger Asylbewerber quasi übersehen: Willkommenskultur! Dann
kam der Schock der Silvesternacht und alle sagten sich rückblickend,
wir haben offenbar geträumt, jetzt aber ran an die Realität! Diese
besteht jetzt aus sexbesessenen jungen Arabern. Also von der einen
Einseitigkeit in die andere."
"Panorama"- und "Zapp"-Moderatorin Anja Reschke meint dagegen: "Es
gab schon auch sehr viel emotionalisierte Berichterstattung. Aber ich
glaube, wenn man die Gesamtberichterstattung unterschiedlicher Medien
anguckt, dann hat man schon die gesamte Bandbreite dieses Thema
mitgekriegt. Ich würde denken, dass die meisten Journalisten schon
echt einen guten Job gemacht haben."
Michael Würz, der für den Zollern-Alb-Kurier in Meßstetten auf der
Schwäbischen Alb seit einem Jahr Flüchtlingsgerüchten nachgeht und
sie aufklärt, sieht viele Medienmacher mittlerweile auf dem falschen
Pfad: "Wir erklären Flüchtlinge, Flüchtlinge, Flüchtlinge, und das
Thema draußen sind eher Medien. Man soll Medien erklären. Die Leute,
die über Flüchtlinge ein abgeschlossenes Weltbild haben, an die
kommen wir sowieso nicht dran. Aber die diskutieren nicht nur über
Flüchtlinge, die diskutieren über uns, tun das in ihrer Filterblase.
Diesen Klärungsbedarf über Medien finde ich riesengroß."
Zur Sonderausgabe bietet "Zapp" auf seiner Internet-Seite längere
Interviews, weitere Geschichten und Hintergründe an - so auch erste
Ergebnisse der Studie und ein Interview mit Prof. Haller.
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